Müllers Morde by Monika Geier

Müllers Morde by Monika Geier

Autor:Monika Geier [Geier, Monika]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Argument Verlag
veröffentlicht: 2017-04-02T16:00:00+00:00


Etwa zehn nach neun

Das nervöse Gekecker der Affen war rasch verstummt, und der Pfleger und die Süßwarenverkäufer waren zu Müllers allergrößtem Erstaunen nicht sofort in die Grünanlage gestiegen, um ihn herauszuzerren. Als es knallte, waren sie natürlich herbeigestürmt, aufgeregt und alarmiert vom wilden Tiergeschrei, das von der Explosion ausgelöst worden war. Der Schuss war entsetzlich, erschreckend, in den Ohren hallend laut gewesen. Außerdem war Blut gespritzt. Müller verlebte im Gebüsch neben dem Madagaskarhaus die schrecklichsten Minuten seines Lebens. Sein Rücken war klatschnass, in seinen Kniekehlen stand das Wasser, seine Augenbrauen tropften, so sehr schwitzte er. Aber der Pfleger und die beiden jungen Männer vom Popcornstand sahen nicht im Gebüsch nach. Sie hatten einander in ihrer Eile fast umgestoßen, und damit war ihre Suche nach der Ursache des Knalls vorbei. »Das muss auf der Straße gewesen sein«, sagte der Pfleger, ein untersetzter rothaariger Mann. Müller wagte nicht zu atmen, als er sich umdrehte, aber der Pfleger warf nur einen raschen Blick in den Vorraum des Madagaskarhauses. Einer der jungen Verkäufer verschwand gleich wieder in seinem Stand, wo das Popcorn ihn brauchte, der andere ging ein Stück den Weg entlang, zum Haupteingang hin, von dort kamen einige Besucher, Müller konnte durch das Gebüsch nur ihre Schemen erkennen. Dann erschienen noch zwei weitere Pfleger, offenbar aus dem benachbarten Giraffenhaus. Mit langen Schritten maßen sie den Weg ab, dann blieben sie direkt vor Müllers Versteck stehen, und er hörte, wie einer der beiden ein Feuerzeug anklipste. »Feuerwerkskörper«, sagte eine männliche Stimme. Der Affenwärter gesellte sich hinzu, und nach kurzer Unterhaltung waren die drei einig, dass irgendein verrückter Jugendlicher draußen vor dem Zoo einen Böller gezündet und ihn vermutlich auch noch über die Mauer geworfen hatte. »Irgendwann fackeln die uns mit so was eins der Häuser ab, genau wie in Karlsruhe«, sagte ein Pfleger, und irgendwer schlug vor, die Feuerwehr zu holen oder zumindest die Dächer nach brennenden Resten abzusuchen. »Nee, da ist nix mehr übrig«, sagte ein anderer. »So wie das gerumst hat.« Jetzt blickten alle in Richtung Hausdächer und Müller schwitzte so sehr wie noch nie, denn sie schauten auch in seine Richtung, und die Pistole, die er in der Hand hielt, glänzte am Lauf im Sonnenschein, die würde Reflexe streuen, wenn er sich bewegte, und vermutlich konnte man ohnehin viel von ihm oder Natascha erkennen, wenn man nur genau in den Busch sah, aber niemand tat das. Die kleine Gruppe trennte sich, als Besucher hinzustießen. »Es ist nichts passiert«, sagte einer der Pfleger in munterem Ton zu den Leuten, und dann gingen sie fort, und als Müller gerade dachte, dass die Luft rein sei, da sah er vor dem Busch einen kleinen blonden Schopf und ein Paar Augen, die ihn interessiert anblickten.

* * *

Richard stand in einer kleinen lauschigen Lichtung neben dem Bonobofreigehege und fragte eine ältere Dame, wie er zum Madagaskarhaus käme. Er fand die Wegeführung verwirrend, vielleicht lenkten ihn aber auch nur die Tiere zu sehr ab, die Bonobos waren gut drauf und tobten durch ihre Anlage, außerdem hatte einer der Affenmänner in den beiden Minuten, die Richard hier stand, schon mit zwei Weibchen Sex gehabt.



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