Mörderische Sächsische Schweiz by Silke Porath & Sören Prescher

Autor:Silke Porath & Sören Prescher
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2017-01-24T16:00:00+00:00

Auf dem Weg in den Südteil der Stadt war er noch mehr auf der Hut als zuvor. Jetzt, da er wusste, dass die Bullen in Hohnstein aktiv nach ihm fahndeten, durfte er absolut kein Risiko eingehen. Außerdem wusste er nicht, ob sich Gitte Stölzel nicht doch noch anders entschied und per Telefon durchgab, wer ihr vorhin noch einen Besuch abgestattet hatte.

Während er der Max-Jacob-Straße hinabfolgte, hätte er sich am liebsten in den Hintern gebissen. Das Gespräch mit Carolas Mutter war gründlich in die Hose gegangen. Sicher, die Alte war eine Krähe, der man es gar nicht rechtmachen konnte. Dennoch würde das, was sich gerade im Hause Stölzel abgespielt hatte, es nicht unbedingt leichter machen, Carolas Herz zurückzuerobern. Sollte er vielleicht Blumen besorgen? Automatisch suchte sein Blick die Vorgärten am Straßenrand ab, fand aber keine einzige Pflanze, die gut genug für seine Angebetete wäre. Geld für was aus dem Blumenladen besaß er nicht. Außerdem war er unschlüssig, ob Carola solche Geschenke überhaupt akzeptieren würde. Jedenfalls am Anfang. Zuerst mussten sie sich unterhalten. Später konnte er ihr immer noch die Welt zu Füßen legen.

An der Breitscheidstraße bog er ab und schlug sich die letzten Meter durch die schmalen Pfade an den Ein- und Mehrfamilienhäusern vorbei. Dann lag es vor ihm: Das Autohaus Swigulski.

Es musste neu sein. Als er das letzte Mal hier vorbeigekommen war, hatte es an der Stelle bloß eine verwilderte Wiese gegeben, auf der manchmal die Schafe geweidet hatten. Aber das lag auch unzählige Jahre zurück. Das Angebot an Fahrzeugen jedenfalls konnte sich sehen lassen. Viele deutsche Autos wie VW oder Mercedes, gleichzeitig auch Asiaten wie Mitsubishi oder Mazda. Sozusagen etwas für jeden Geschmack.

Er umrundete das Grundstück mit gebührendem Sicherheitsabstand. Von den Polypen sah er weit und breit nichts. Waren sie schon da oder würden sie erst noch kommen? Einige Sekunden lang grübelte er über seine Möglichkeiten und beschloss auch hier, kein Risiko einzugehen. Nicht, dass er sich drinnen gerade nach seiner Liebsten erkundigte und auf einmal die Uniformierten vorfuhren. Oder dass die Jungs in Uniform den Autohaus-Mitarbeitern seine genaue Beschreibung vorgelegt hatten und ihn die Leute darin wiedererkannten. Eine weitere eskalierende Situation brauchte er weiß Gott nicht.

Also zog er sich hinter einige Schrottcontainer zurück und behielt von da aus das Gebäude im Auge. Zu sehen war von Carola bislang nichts. Doch das hatte im Grunde genommen nichts zu sagen. Immerhin arbeitete sie in der Buchhaltung und würde sich zweifellos im hinteren Teil des Gebäudes aufhalten. Leider gab es dorthin keinen separaten Zugang.

Ihm blieb also nichts anderes übrig, als abzuwarten.

So schwer ihm das auch fiel.

Aus lauter Langeweile begann er nach einiger Zeit, leise die Scycs-Lieder vor sich hin zu singen. Vielleicht nicht immer ganz textsicher und auch nicht jede Note treffend, aber es genügte, um seine Laune zu verbessern. Er konnte gar nicht verstehen, wie jemand die Musik der fünf Magdeburger nicht toll finden könnte. Dass sie in TV-Seifenopern wie »Gute Zeiten, schlechte Zeiten« und »Unter uns« aufgetreten waren, durfte man ihnen seines Erachtens nicht zum Vorwurf machen. Welche andere

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