Mord unter Segeln by Christiane Franke

Mord unter Segeln by Christiane Franke

Autor:Christiane Franke [Franke, Christiane]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2012-02-13T05:00:00+00:00


»Okay. Du meinst also, das Schiff, auf dem die Leiche gefunden wurde, war keines, das ganz normal angemeldet in einem der Küstenhäfen in der näheren Umgebung lag, sondern eines, das in einen anderen Teil der Hafenbuchhaltung abgeschoben worden war.« Oda war noch nicht von der Idee überzeugt, mit der Heiko Lemke sie überfallen hatte, als sie eben ins Büro gekommen war.

Es war für Oda eine recht schlaflose Nacht gewesen. Immer wieder war ihr das Gespräch mit Jürgen durch den Kopf gegangen. Hin und her und her und hin hatte sie überlegt. Jürgens verletzter Blick, als sie gesagt hatte, dass sie vorerst nicht mit ihm zusammenziehen werde, hatte ihr wehgetan, aber er hatte schließlich genickt, und dann hatten sie sich mit einem weißen Blatt, einem Bleistift und dem Handy, denn das hatte einen Rechner, an den Küchentisch gesetzt, um eine Lösung zu suchen. Herausgekommen war eine Variante, die Extrakosten beinhaltete, mit der sie aber leben konnten.

Sie würden die neue Wohnung behalten – Jürgens alte wäre für ihn und Laura sowieso zu klein, aber Oda würde ihre Wohnung für weitere drei Monate mieten und erst einmal mit Alex darin wohnen bleiben. Das kostete summa summarum zwar schlappe zweitausend Euro, verschaffte ihnen aber den Zeitpuffer, den sie Odas Meinung nach brauchten. Es hatte sie erleichtert, dass Jürgen zugestimmt hatte, zwar nicht begeistert, aber immerhin. Diese Zustimmung sprach doch sehr dafür, dass ihre Beziehung eine Zukunft haben konnte.

»Hab ich doch gesagt.« Lemke klang ein wenig genervt, was so gar nicht seiner sonstigen Art entsprach. »Lass uns starten.« Mit einem Ruck schob er seinen Schreibtischstuhl zurück.

Oda merkte, dass sie ihm gar nicht zugehört hatte. Was war jetzt los? »Ist alles okay bei dir?«, fragte sie, irritiert vom Aktivitätsdrang ihres Kollegen, der doch normalerweise am liebsten vom Schreibtisch aus agierte.

»Ja. Sicher.« Wieder guckte er genervt. »Du hast mir nicht zugehört. Stimmt's?«

Oda nickte.

»Also noch mal: Ich hab genug von der ewigen Telefoniererei. Etwas an diesem Boot reizt mich. Ist irgendwie eine persönliche Herausforderung. Und als heute früh der Hafenmeister von Hooksiel anrief, da wusste ich, dass ich recht hab.«

»Der Hafenmeister von Hooksiel hat angerufen?«

»Ja. Der hat heute Morgen meine Mail-Anfrage gelesen und sofort zum Hörer gegriffen, denn in Hooksiel ist tatsächlich ein Schiff verschwunden. Ich hab gesagt, wir kommen und bringen Fotos mit. Also, lass uns los.« Lemke schnappte sich den Stapel Bilder, der auf dem Schreibtisch lag.

»Da bin ich aber gespannt. Wäre ja ein schöner Schritt weiter«, sagte Oda zufrieden.

Sie liefen das ausgetretene Treppenhaus hinunter. Als sie das Gebäude verließen, schlug ihnen die schwüle Sommerluft wie ein heißes Handtuch entgegen. Gewitter lag in der Luft, obwohl kein Wölkchen am Himmel zu sehen war, aber unzählige kleine Gewitterfliegen kreisten um sie herum. Sie eilten auf den Dienstwagen zu, der in Reichweite des Funkschlüssels stand und mit einem leichten »Piep« und dem obligatorischen Aufblinken der Lichter zu erkennen gab, dass er die Aufforderung, in den Aktiv-Modus zu gehen, vernommen hatte.

»Na, denn man to.« Oda hielt Lemke die geöffnete Hand hin, damit er ihr den Autoschlüssel gab. Obwohl sie selbst keinen Pkw besaß, fuhr Oda leidenschaftlich gern, was sie allerdings nie offen zugab.



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