Mord in der Halben Stadt - [Kriminalroman] by KLAK Verlag

Mord in der Halben Stadt - [Kriminalroman] by KLAK Verlag

Autor:KLAK Verlag
Die sprache: deu
Format: mobi, epub, azw3
veröffentlicht: 2014-08-02T22:00:00+00:00


21

Am Freitagmorgen wachte Wojtek Miłosz auf, als es draußen noch stockfinster war. Er wusste, dass er eben noch in einem Alptraum gefangen gewesen war, aber jetzt war er der Traumwelt bereits so weit entronnen, dass er an sie nur noch verschwommene Erinnerungen hatte. Er war im Paradise gewesen, das ihm wie eine große, schwarze Höhle vorgekommen war, durchbrochen von ein paar bunten Scheinwerfern. Die Menschen, die um ihn herumgeisterten, waren ihm vorgekommen wie schemenhafte, seelenlose Gestalten. Es war stickig gewesen in der Höhle, beklemmend, tropisch heiß. Mit einem Mal hatte sich der Boden unter ihm aufgetan und er war gefallen, ins Bodenlose gestürzt, wahrscheinlich war er aus diesem Fall heraus aufgewacht.

Es war ihm völlig klar, dass er nicht mehr würde einschlafen können. Er schälte sich behutsam aus der Bettdecke, um seine Frau nicht aufzuwecken. Gosia drehte sich auf die andere Seite, wahrscheinlich hatten seine Bewegungen sie doch geweckt, sie wachte fast immer auf, wenn er früher aufstand. Aber sie ließ sich nichts anmerken. Klein-Łukasz schlief ruhig und friedlich in seinem Bettchen.

Wojtek Miłosz stand auf und schloss behutsam das Fenster. Durch den offenen Spalt war kalte Luft ins Zimmer geströmt, die Temperatur schien in der Nacht stark abgekühlt zu sein. Auf der Straße und auf dem Hochwasserschutzdeich bewegten sich nichts und niemand.

Der Blick auf seine Frau, den er im Hinausgehen aufnahm, brachte ihm den vergangenen Abend in Erinnerung. Als er die Wohnungstür aufgeschlossen hatte, war er voller Freude gewesen, wieder zu Hause zu sein und seine Familie zu sehen. Tobiasz saß mit einem Gameboy auf der Wohnzimmercouch und schenkte seinem Vater ein kleines Lächeln, als dieser ihn mit einem freudigen ‚Hallo‘ und einem Schmatzer auf die Wange begrüßte. Dann wandte sich der Junge wieder seinem Mario-Spiel zu. Seine Tochter Wiktoria lag auf ihrem Bett und plauderte gerade über das Handy mit einer Freundin.

„Du, ich muss mal kurz Schluss machen, ich rufe später wieder an.“

„Cześć córeczko.“

„Cześć tatusiu.“

„Darf ich einen Augenblick zu dir kommen?“

„Na klar, komm her, ich mache dir Platz.“ Papa Miłosz legte sich neben seine Tochter auf das Bett und stützte seinen Kopf auf den angewinkelten linken Arm.

„Hattest du einen anstrengenden Tag?“, fragte Wiktoria.

Wojtek Miłosz lachte und seine Tochter lachte mit.

„Warum lachst du, Papa?“

„Es klingt so lustig, wenn du mich nach meinem Tag fragst, aber ich habe die Frage sehr gerne. Willst du eine ehrliche Antwort hören?“

„Na klar will ich das, Papa.“

„Es war ein schrecklich langer und anstrengender Tag. Wenn ich es mir recht überlege, war es auch ein schrecklicher Tag, weil ich viele schreckliche Dinge gehört habe.“

„Das ist ja schrecklich“, sagte Wiktoria.

„Ich habe fast den ganzen Tag mit sehr unsympathischen Menschen verbracht. Und diese Menschen haben mir Dinge über einen Mann erzählt, dessen Mörder ich finden muss.“

„Du findest ihn bestimmt, Papa“, sagte Wiktoria.

„Irgendwann bestimmt“, sagte Miłosz. „Aber um ihn zu finden, musste ich mir heute den ganzen Tag anhören, was die Menschen über diesen Mann denken.“

„War es ein böser Mann?“

„Ja, ich glaube schon. Was die Leute erzählt haben, das hat mich mal traurig gemacht und mal wütend. Manches war so unfassbar, dass ich mir am liebsten die Ohren zugehalten hätte.



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