Mord im Nebel by Christiane Franke

Mord im Nebel by Christiane Franke

Autor:Christiane Franke [Franke, Christiane]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2013-02-13T05:00:00+00:00


Dienstag

»Sach mal, Manssen, sind da wirklich nur die Fingerabdrücke von Baumann und Kleen auf dem Fläschchen? Und Baumanns über den anderen?« Oda hatte die Sache nach dem Aufwachen keine Ruhe mehr gelassen. Und da sie ein praktisch und ökonomisch veranlagter Mensch war, gerade im Hinblick auf Treppenstufen, war sie heute Morgen als Erstes in Manssens Büro im Hochparterre aufgeschlagen, bevor sie die weiteren Etagen in ihr Büro hochlief.

»Ja.« Manssen sah unverschämt ausgeschlafen und fit aus. So würde sie sich auch gern fühlen, aber gestern hatten Jürgen und sie spontan mit Freunden gekocht. Und das hatte gedauert, ganz nach dem Motto: Gut Ding will Weile haben. So gab es beim Zubereiten der Speisen den ersten Wein, und die verschiedenen Gänge benötigten ebenfalls ihre Zeit.

Die Gespräche waren intensiv gewesen. Bis weit nach Mitternacht hatten sie mit Werner, der Banker war, und seiner Frau Ingrid über die Zukunft Europas diskutiert, vor allem aber über die Deutschlands, über den ESM, den Europäischen Stabilitätsmechanismus, und die schier unvorstellbaren Garantien, zu denen Deutschland sich verpflichtete, aber auch darüber, dass die Staatsschulden der Krisenländer drei Komma neun Billionen Euro betrugen, die Schulden der Banken dieser Krisenländer jedoch neun Komma neun Billionen Euro. Oda hatte sich bislang nie so intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt, weil es ihr zu hoch erschien und weil sie wusste, sie konnte von ihrem kleinen Posten aus ohnehin nichts gegen die Entscheidung der Politiker tun. In den vergangenen Monaten und vor allem im gestrigen Gespräch war ihr der Irrsinn, dem Deutschland entgegenlief, zum ersten Mal so richtig klar geworden.

»Dennoch können wir nicht ausschließen, dass noch jemand anderer die Flasche in den Fingern hatte«, sagte Manssen, »denn Baumanns daktyloskopische Spuren waren zum Teil verwischt.«

»Das heißt?«

»Definitiv gibt es zwei verschiedene Fingerabdrücke. Die Wischer können durch eine dritte Person, aber auch durch Reibung in der Tasche entstanden sein.«

»Eine dritte Person. Aha.« Oda runzelte die Stirn und wandte sich zum Gehen. Auch das noch.

»Halt. Stopp. Nicht dass du dich jetzt in irgendwas verrennst. Ich hab dir lediglich alle Möglichkeiten aufgezeigt.«

»So wie ich dich kenne, gehst du bei diesem Zufall von gut getarnter Absicht aus«, vermutete Oda.

»Ach weißt du«, entgegnete Manssen mit einem müden Lächeln, »ich bin schon so lange im Geschäft und hab so viel vermutet, was nachher dann doch nicht stimmte, da verzichte ich mittlerweile lieber auf Schlussfolgerungen. Ich sage euch, was ich gefunden hab, und es ist euer Job, herauszufinden, inwieweit meine Fakten zu euren Überlegungen passen.«

»Mensch, Manssen, ich hab ja gedacht, bei mir wäre der Einstieg in den Tag schwierig gewesen, aber dir scheint eine noch gewaltigere Laus über die Leber gelaufen zu sein«, sagte Oda mitfühlend. So pessimistisch kannte sie den Kriminaltechniker, der immerhin einer ihrer liebsten Kollegen war, gar nicht.

»Unsinn.« Mit einem Mal war Manssen wieder gut gelaunt. »Ist nur so ernüchternd, wenn man Fakten hat, von denen man denkt, sie bringen den Durchbruch, durch die aber letztlich nur noch mehr Fragen aufgeworfen werden.« Er zwinkerte Oda zu und gab ihr einen freundschaftlichen Klaps auf den Oberarm. »Du kriegst das schon hin. Wenn



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