Mord auf der Trabrennbahn by Beate Maly
Autor:Beate Maly [Beate Maly]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783960419501
Herausgeber: emons
SIEBZEHN
Erich saà in seinem winzigen Büro und brütete über dem Bericht des Gerichtsmediziners. Fräulein Irmi hatte ihn mit Kaffee und Keksen versorgt. Beides stand unberührt neben ihm. Emil Novotnys Körper war von unzähligen Narben entstellt. Deutliche Zeichen von Misshandlungen. Warum war das zuvor niemandem aufgefallen? Der Mediziner schrieb in seinem Bericht, dass die Narben sehr alt waren und aus der Kindheit stammten. Wobei man nicht genau feststellen konnte, in welchem Alter sie ihm zugefügt worden waren. Erich fragte sich, ob die Narben auf Novotnys Zeit im Findelhaus, bei den Pflegeeltern, im Norbertinum oder in den Jahren bei Graf Wallwitz zurückzuführen waren. Was auf alle Fälle unbestritten war: Emil Novotny hatte es nicht leicht im Leben gehabt. Kein Wunder, dass er sich in die Kommunikation mit Tieren geflüchtet und dort sein Glück gesucht hatte. Erich erinnerte sich an eine Information, die Ernestine ihm gegeben hatte. Angeblich hatte Novotny sich nie vor anderen ausgezogen. Waren die Narben der Grund dafür gewesen? Hatte er sich für die Misshandlungen geschämt?
Leider hatte der Bericht nichts Neues zur Todesursache zutage bringen können. Der Jockey war rücklings von der Leiter gestürzt und auf einen Rechen gefallen, der ihm das Genick gebrochen hatte. Warum das geschah, war nach wie vor ungeklärt. Vielleicht war er ausgerutscht, unaufmerksam, hatte sich über ein Geräusch geschreckt ⦠es gab viele Möglichkeiten. Anzeichen von Fremdeinwirkung oder einem Kampf auf der Leiter gab es keine.
Erich schob den Akt zur Seite und nahm den nächsten zur Hand. Er betraf Christoph Schaumberger, und er brachte auch keinerlei neue Erkenntnisse. Auch hier fand Erich nichts, was ihm weiterhelfen konnte. Schaumberger war kurz nach drei Uhr verstorben. Die Mistgabel war ihm direkt ins Herz gerammt worden, weshalb er sehr schnell tot gewesen war. Sein Gesichtsausdruck war entsetzt und überrascht zugleich gewesen. Erich hatte den Toten gesehen. Schaumberger hatte sich nicht zur Wehr gesetzt. Es hatte kein Kampf stattgefunden. Alles musste unglaublich rasch gegangen sein. Schaumberger hatte nicht flüchten können, da er mit dem Rücken zur Stallwand gestanden war. Ob er seinen Mörder gekannt hatte? Hatte der Mörder Schaumberger zum Tatort bestellt, oder war er ihm dort zufällig begegnet? Vielleicht war es die Tat eines Wahnsinnigen oder einer Wahnsinnigen. Die Tötungsart zeugte von auÃerordentlicher Brutalität, was durchaus für Irrsinn sprach. Wäre Gräfin Wallwitz dazu in der Lage gewesen? Ernestine hatte erzählt, dass sie nicht bei Verstand war. Die Gräfin war beim Rennen gewesen, aber in Begleitung ihrer Gesellschafterin Trude Sonntag. War es möglich, dass sie sich allein davongeschlichen hatte? Trude Sonntag hatte ihre Abwesenheit kurz vor Beginn des Rennens unter Umständen nicht bemerkt, weil sie selbst eine Wette abgegeben hatte und nervös gewesen war. Die Aufmerksamkeit aller Zuschauer war auf den Startplatz gerichtet, warum also nicht auch die von Trude Sonntag. Aber welchen Grund hätte die Gräfin gehabt, den Winzer zu töten? Und dann war da immer noch die unbeantwortete Frage, was Schaumberger so kurz vor dem Start bei den Stallungen zu suchen hatte, wo er doch selbst so viel Geld gesetzt hatte. Wäre es nicht viel logischer, dass er das Rennen mitverfolgen wollte? Erich raufte sich das Haar.
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