Mord am Spielplatz by Harald Mini

Mord am Spielplatz by Harald Mini

Autor:Harald Mini [Mini, Harald]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2015-09-05T16:00:00+00:00


Kapitel 43

Bachner fühlte, dass seine Zeit wieder einmal gekommen war.

Er saß im Park, sah den Tauben zu und spürte, dass es nicht mehr lange dauern würde.

Der Stadtpark hatte die Form eines Quadrats. An der südlichen Seite dieses Quadrats wurde der Park durch einen hohen Zaun von einer stark befahrenen Straße abgeschirmt. An dieser Straße befanden sich einige Parkplätze, die als Parkverbotszone ausgewiesen waren.

Diese Zone entlang schritt der uniformierte Inspektor Kevin Rauzinger, noch jung an Jahren, mit einem Strafmandatblock bewaffnet. Vor einem roten BMW mit Salzburger Kennzeichen blieb er stehen und sah auf die Uhr: 12.49 Uhr.

Sodann schielte Inspektor Rauzinger auf einen Notizzettel. Dort hatte er vermerkt, dass schon vor zehn Minuten, um exakt 12.39 Uhr, als er zum ersten Mal hier vorbeigekommen war, dieser BMW in der Parkverbotszone gestanden war. Da man in solchen Zonen, wie auch Jungpolizisten wissen, nur zehn Minuten halten darf, bedeutete dies, dass mit Überspringen des Minutenzeigers auf die 50 dieser BMW jedenfalls mehr als die erlaubten zehn Minuten in der Parkverbotszone zugebracht hatte.

Inspektor Rauzinger erinnerte sich kurz daran, dass es ein Salzburger mit einem BMW (wenn auch einem blauen) gewesen war, der ihm seine erste Freundin ausgespannt hatte (und die Tatsache, dass er – der Salzburger – einen BMW besaß, während Rauzinger damals einen unscheinbaren, noch dazu gebrauchten – um ehrlich zu sein sogar stark gebrauchten – Japaner gefahren hatte, hatte zumindest nach Rauzingers Ansicht eine nicht unbedeutende Rolle bei dieser Abwerbung gespielt), zückte seinen Strafzettelblock und wartete.

In die nördliche Seite des Parks gelangte man durch einen Eingang, der nach Ende des Vormittagsunterrichts von vielen Schülern benutzt wurde, da der Weg durch den Park eine Abkürzung darstellte, wenn man von der in der Nähe befindlichen Volksschule in den Teil südlich vom Park gelangen wollte, wo viele der Schüler wohnten.

Vor wenigen Minuten hatte in der Klasse, die Cornelia besuchte, die Schulglocke das Ende des Unterrichts eingeläutet.

Um 12.49 Uhr betraten daher einige Buben und Mädchen vom nördlichen Eingang her den Park. Cornelia war darunter und – wohl unvermeidlich – ihre Mutter.

Als Bachner die Kinder auf sich zukommen sah, stand er auf.

Noch zehn Sekunden fehlten auf exakt 12.50 Uhr. Inspektor Rauzinger hielt schon Block und Kugelschreiber bereit.

Bachner begann, seine Hose aufzuknüpfen.

Die Volksschüler waren nur mehr wenige Meter von ihm entfernt.

12.50 Uhr. Die Verwaltungsübertretung hatte begonnen. Inspektor Rauzinger bückte sich, um nach der Nummerntafel des Straftäters zu sehen.

Bachner ließ seine Hose fallen.

Darunter war er nackt.

Inspektor Rauzinger setzte zu schreiben an.

Die Schüler blieben, teils entsetzt, teils fasziniert stehen, um das Spektakel, das ihnen da geboten wurde, genauer zu betrachten.

Cornelias Mutter fing an zu schreien – sehr laut zu schreien.

Inspektor Rauzinger hatte den ersten Buchstaben des Kennzeichens – ein schwungvolles S – geschrieben, als er den Frauenschrei hörte.

Sekundenlang kämpften in ihm der Wunsch, den Strafzettel fertig zu schreiben und den BMW-Fahrer nur ja nicht entkommen zu lassen, und das, um der Wahrheit die Ehre zu geben, viel geringer ausgeprägte Pflichtgefühl, im Park nach dem Rechten zu sehen.

Inspektor Rauzinger entschied sich für die zweite Alternative. Mit dem Ausdruck unendlichen Bedauerns steckte er den Block ein und betrat von der Südseite her den Park.



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