Miss Daisy und die tote Sopranistin by Carola Dunn

Miss Daisy und die tote Sopranistin by Carola Dunn

Autor:Carola Dunn [Dunn, Carola]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Miss Daisy 03
veröffentlicht: 2013-11-02T00:00:00+00:00


10

Während Daisy mit Alec in die Gasse einbog, hatte sie das deutliche Gefühl, man hätte sie über den Tisch gezogen. Irgendwie hatte Alec ihr die Liebesgeschichte zwischen Muriel und Levich entlockt, die sie doch überhaupt nicht hatte preisgeben wollen. Schlimmer noch, er hatte erraten, daß Bettina versucht hatte, die Romanze zwischen den beiden zu unterbinden. Marchenko würde das sicherlich bestätigen, jetzt, da er wohl oder übel seine Englischkenntnisse »wiederentdecken« müßte. Daisy war sich jedoch sicher, daß Muriel ihre Schwester nicht umgebracht hatte. Dazu war sie einfach nicht fähig, auch wenn sie irgendwann aufgehört hatte, Bettina zu lieben – dieses Geständnis immerhin hatte Daisy geheimhalten können.

An der Tür zu Abernathys Musikraum hielten sie inne.

»Hier ist der Schlüssel«, sagte Alec. »Gehen Sie schon mal vor, ich will nur mal nachsehen, ob Tom noch nebenan ist.«

Daisy nahm den Schlüssel, doch folgte sie ihm und blieb neben ihm stehen, als er die Tabakreste aus seiner Pfeife klopfte. Die Tür zum Studio stand offen, und Lucys hohe, klare Stimme war deutlich zu hören. Sie klang wütend.

»Es ist schon schlimm genug, daß Sie mich aus meinem eigenen Arbeitsraum aussperren und mit Ihrem scheußlichen Puder eine solche Sauerei verursachen. Es wird mich ohnehin schon Stunden kosten, hier sauber zu machen, aber das geht jetzt wirklich zu weit!«

»Es wird doch nur einen Augenblick dauern, Miss«, grummelte Sergeant Tring.

Alec trat ein. »Miss Fotheringay, ich bin Alec Fletcher. Kann ich Ihnen behilflich sein?«

Daisy war ihm auf dem Fuße gefolgt und sah, wie Lucy ihn von oben bis unten musterte. Kühl sagte sie: »Würden Sie freundlicherweise Ihren Untergebenen zurückpfeifen, Chief Inspector! Ich werde nicht … Daisy, hast du wirklich diesem Mann die Erlaubnis gegeben, meine Dunkelkammer zu verwüsten?«

»Ja, Liebes. Aber rege dich bitte nicht so auf. Schließlich sucht er gerade einen Mörder. Außerdem soll Sergeant Tring nichts verwüsten, sondern nur nach Fingerabdrücken suchen.«

»Fingerabdrücke!« rief Lucy angewidert aus.

»Wie sieht es eigentlich damit aus, Sergeant?« fragte Alec.

»Ich habe alles eingestaubt, Sir. Aber ich muß sagen, es ist merkwürdig, da sind nicht sehr viele Patscherchen, wenn man bedenkt, daß das ein Arbeitsraum ist.«

»Ich benutze Gummihandschuhe, wenn ich mit chemischen Lösungen zu tun habe.« Ärgerlich und doch selbstzufrieden streckte Lucy ihre perfekt manikürten Hände mit den lackierten Nägeln aus, auf denen kein Fleck zu sehen war. »Ich habe jedenfalls nicht vor, mir mit Ihrer Tinte die Hände zu versauen.«

»Die geht doch ganz leicht wieder ab, Miss. Verstehen Sie, Sir, es sind eindeutig zwei verschiedene Gruppen von Fingerabdrücken zu sehen, mindestens, und ich muß doch wissen, welche von Miss Fotheringay stammen.«

»Die anderen sind wahrscheinlich größtenteils von mir«, sagte Daisy. »Sagen Sie bloß, Sie wollen meine Fingerabdrücke auch abnehmen, Sergeant Tring? Wie spannend!«

»Es wäre mir eine Ehre und ein Vergnügen«, sagte der Sergeant ernst, doch seine kleinen braunen Augen zwinkerten.

Während er ihre Finger einen nach dem anderen auf dem Stempelkissen schwärzte und dann auf einer weißen Karte mit glänzender Oberfläche Abdrücke machte, zog Alec Lucy beiseite. Daisy spitzte sofort die Ohren, doch Tom Tring redete bei der Arbeit, so daß sie der Unterhaltung nicht folgen konnte. Nicht, daß sie nicht genau gewußt hätte, was gesagt wurde.



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