Mira Valensky 02 - Ausgejodelt by Eva Rossmann

Mira Valensky 02 - Ausgejodelt by Eva Rossmann

Autor:Eva Rossmann [Rossmann, Eva]
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


[ 10. ]

Am nächsten Tag war das jüngste der Frohsinn-Mädel tot. Ein Tontechniker hatte die junge Frau gefunden, auf dem Bauch liegend, als ob sie auf der Bühne eingeschlafen wäre. Ihr Kopf aber lag in einer Blutlacke. Blonder Haarkranz und hellrotes Blut.

Ich war zu diesem Zeitpunkt in der Redaktion gewesen. Vesna in der Kantinenküche. Dort hatte man Hochbetrieb, Mittagszeit.

Als ich in der Kulturhalle eintraf, gab Chefinspektor Müller gerade eine improvisierte Pressekonferenz. Wir hatten heute früh miteinander telefoniert. Ich hatte ihm vom dem angeblichen anonymen Anruf wegen Susis schwebender Schaukel erzählt und ihm eine Stimme beschrieben, die nur in meiner Phantasie existierte.

„Meine Damen und Herren, wir ermitteln auf Hochtouren. In alle Richtungen.“

„Muss man sich nicht nach diesem dritten Todesfall die Frage stellen, ob die Kriminalpolizei völlig versagt hat?“, fragte ein lang gedienter Reporter.

„Wir tun unser Möglichstes, und ich will über die Hintergründe der Todesfälle auch nicht weiter spekulieren. Tatsache ist, dass gewisse mutmaßliche Morde nicht so einfach verhindert werden können. Tatsache ist auch, dass es keinesfalls erwiesen ist, dass es sich um Morde handelt.“

„Vermuten Sie Zusammenhänge mit dem Mord am Manager der Kastelruther Spatzen?“

„Wir behalten das im Auge und arbeiten selbstverständlich mit unseren deutschen Kollegen zusammen. Es sieht aber so aus, als gebe es keinen Zusammenhang.“

„Sie halten also die Volksmusikszene grundsätzlich für eine mörderische Branche?“ Die Meldung kam von einem Gesellschaftsreporter. Er hatte es gerne witzig.

„Sie werden verstehen, dass ich darauf nicht einmal antworte.“

„Es gibt kein perfektes Verbrechen, also müssen die Ermittlungen dilettantisch gewesen sein.“

„Das werden die verantwortlichen Stellen zu entscheiden haben. Wir unterliegen sowohl der medialen als auch der politischen Kontrolle. Mehr kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Meine Damen und Herren, ich verabschiede …“

Ich unterbrach ihn: „War es vielleicht doch ein Fehler, die Ermittlungen so stark auf Joe Platt zu konzentrieren?“ Natürlich war die Sache mit der Hausdurchsuchung und der Nylonschnur längst durchgesickert. Es gab kaum eine Zeitung, die nicht rechtzeitig für ihre heutige Ausgabe davon erfahren hatte.

Müller sah mich genervt an. „Sie wissen nicht, in welche Richtungen wir sonst noch ermitteln. Es sind die Medien, die meine Gespräche mit Herrn Platt hochspielen. Und Sie werden im Interesse der Sicherheit der Bevölkerung verstehen, dass ein Starmoderator von Ermittlungen nicht ausgenommen werden kann. Egal, wie populär er ist.“

„Hausdurchsuchungen sind mehr als übliche Ermittlungen.“

„Wir haben die Nylonschnur gefunden. Ich sage aber nicht, dass damit der Fall geklärt ist.“

„Wo war Joe Platt heute zur Tatzeit? Haben Sie das schon überprüft?“, meldete sich ein aufgeblasener Typ vom größten Revolverblatt. Ich hätte davon nicht anfangen sollen. Keine Ahnung, wo Joe gewesen war.

„Ich verrate nichts Unzulässiges, wenn ich sage, dass er angab, einen Fototermin gehabt zu haben.“

„Bei der Polizei?“ Einige lachten.

„Für eine Zeitschrift. Gemeinsam mit einer Band … den Coolen Kerlen aus den Bergen.“

„Kann es sein“, fragte wieder der Gesellschaftsreporter, „dass Sie volkstümliche Musik nicht mögen? Dass es Ihnen egal ist, wer da ermordet wird?“

Chefinspektor Müller schien nahe davor zu platzen. „Mir ist kein Mord egal. Und meine persönlichen Vorlieben stehen hier nicht zur Debatte.“

Joe dürfte also in diesem Fall ein Alibi haben. Ich atmete auf.



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