Mein Auge ruht auf dir - Thriller by Mary Higgins Clark

Mein Auge ruht auf dir - Thriller by Mary Higgins Clark

Autor:Mary Higgins Clark
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2012-08-05T22:00:00+00:00


36

Sobald Willy, Alvirah und Pater Aiden auf der Heimfahrt im Wagen saßen, spielte Alvirah ihnen Lillians Nachricht auf Richards Handy vor. Die beiden Männer waren darüber ebenso erstaunt und fassungslos wie sie. Keiner bezweifelte, dass sich ihre Aussage, sie wolle Richards Angebot annehmen, auf den Vatikanischen Brief bezog.

»Es klingt aber so, als hätte sie noch andere Angebote erhalten«, bemerkte Willy. »Sonst würde Richard doch kaum zwei Millionen Dollar zahlen.«

»Wer in dem Fall mitbieten will, muss wahrscheinlich mindestens eine Million hinlegen«, sagte Alvirah. »Ich hätte nicht gedacht, dass Richard so viel Geld hat. Ein College-Dozent ist doch kein Wall-Street-Broker.«

»Er ist in der Park Avenue aufgewachsen«, sagte Pater Aiden. »Sein Großvater war meines Wissens ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann. Ich frage mich nur: Was hat er mit dem Pergament vor?«

»Könnte es sein, dass er es der Vatikanischen Bibliothek zurückgeben möchte?«, fragte Alvirah hoffnungsvoll.

»Das wäre eine sehr noble Geste. Tatsache aber ist, dass Richard bislang bestritten hat, das Pergament überhaupt gesehen zu haben. Außerdem können wir jetzt Folgendes sagen: Er weiß nicht nur, dass sich das Pergament in Lillians Besitz befindet, sondern will es sogar kaufen«, führte Pater Aiden aus. »Das heißt also, Richards Motive sind im Zweifelsfalle fragwürdiger Natur. Ich bin mir sicher, er kennt Sammler, die bereit sind, für das Pergament ein Vermögen hinzublättern.«

Traurig musste Alvirah sich eingestehen, dass Pater O’Briens Ausführungen nicht von der Hand zu weisen waren. »Die beiden Detectives haben mit Richard, Charles, Albert und Greg für morgen jeweils einen Termin vereinbart, um sie zu befragen«, sagte sie. »Sie werden also ziemlich beschäftigt sein. Wenn ich etwas zu verbergen hätte, würde ich mich von den beiden nur ungern ins Kreuzverhör nehmen lassen.«

»Niemand wird ins Kreuzverhör genommen«, warf Willy ein. »Das geschieht nur in einem Gerichtsverfahren. Wahrscheinlich werden sie ihnen gehörig auf den Zahn fühlen.« Und dann fügte er noch an: »Was ist mit dieser vermissten Krankenpflegerin? Alvirah, sind wir ihr jemals begegnet?«

»Rory? Letztes Jahr einmal, glaube ich, da war sie aber schon mit Kathleen auf dem Weg nach oben. Ich habe von ihr kaum noch ein Bild vor Augen.«

»Sie hat im Bestattungsinstitut und während der Beerdigung an Kathleens Seite gestanden«, sagte Pater Aiden. »Auf mich hat sie einen sehr fürsorglichen Eindruck gemacht.«

»Vielleicht hat sie die Verabredung einfach vergessen und ist verreist«, schlug Willy vor. »Mariah hat den Detectives doch erzählt, dass sie sie für die ganze Woche bezahlt hat und Kathleen frühestens am Freitag nach Hause kommen wird. Rory wäre nicht die Erste, die eine Verabredung zum Essen vergisst. Vielleicht wollte sie ein paar Tage Urlaub machen. Ich wette, am Freitag taucht sie wieder auf.«

»Ich glaube, so einfach ist es nicht«, widersprach ihm Alvirah. »Gut, vielleicht ist sie weggefahren, aber warum geht sie nicht ans Handy?«

Die nächste Viertelstunde schwiegen sie, bis sie die Mautstelle an der George-Washington-Brücke erreichten, über die es nach Manhattan ging. Dann fragte Willy: »Meine Liebe, meinst du, es wäre besser gewesen, wenn du gleich an Ort und Stelle den Detectives die Aufnahme von Lillians Nachricht vorgespielt hättest?«

»Ich habe kurz überlegt, aber mir kam es noch verfrüht vor«, erwiderte sie.



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