Maskenball: Ein Baden-Württemberg-Krimi (German Edition) by Reinhold Erz

Maskenball: Ein Baden-Württemberg-Krimi (German Edition) by Reinhold Erz

Autor:Reinhold Erz [Erz, Reinhold]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Silberburg-Verlag
veröffentlicht: 2015-02-22T16:00:00+00:00


20

Sara Blohm gähnte.

»Muss ja mächtig spannend sein, was du da vor dir hast«, bemerkte Gerhard Bausch, der heute wieder zur Arbeit erschienen war, obwohl er unaufhörlich vor sich hin schniefte.

»Es ist das Spannendste, was ich je gelesen habe«, beschied sie ihrem Zimmerkollegen. »Aber auf Dauer sind Kontoauszüge und Aktenvermerke eben auch ein bisschen ermüdend.«

Auf ihrem Schreibtisch türmten sich mehr als zwei Dutzend Aktenordner. Hochkant in der Ecke stand der Umzugskarton, den Stefan Mäurer tatsächlich gestern noch zu ihrem Alfa geschleppt hatte. Der angejahrte italienische Schönling hatte freilich wenig Neigung gezeigt, sich als schnöder Transporter missbrauchen zu lassen. Auch durch gutes Zureden ließ sich der Kofferraumdeckel nicht schließen.

Die brisante Fracht war trotzdem wohlbehalten in ihrem Büro im Rundschau-Haus angekommen. Nicht zuletzt dank der schwerathletischen Hilfe von Gunnar Schönfeld. Sie hatte gerade versucht, den Umzugskarton unter Missachtung sämtlicher Rückenschulgebote weit vornübergebeugt aus dem Gepäckraum zu hieven, als plötzlich der Chefredakteur vor ihr stand.

»Oh, Sie verlagern Ihren Wohnsitz in Ihr Büro«, hatte Schönfeld gewitzelt. »Ein sehr weiser Entschluss angesichts der galoppierenden Heizkosten.«

»Ein sehr weiser Entschluss angesichts des Sparprogramms von Herrn Meyer-Helbig«, konterte Sara. »Einen Stuhl, auf dem man permanent sitzt, kriegt man nicht so leicht unterm Hintern weggezogen.«

Schönfelds Lächeln gefror. Trotzdem ließ er es sich nicht nehmen, den Karton vom Parkplatz bis zum Aufzug zu tragen. Allein. Mit aufrechtem Gang. Sara war beeindruckt.

»Sie wären, wenn ich das mal so sagen darf, eine gute Hilfe, falls ich wirklich mal umziehe. Hier«, sie nickte Richtung Karton, »ist natürlich nicht mein Hausstand drin.«

Sie informierte ihn in Kürze über den Inhalt.

Als sie auf die Verstrickung der Stuttgarter Stadtoberen in die Machenschaften des KONZERNs zu sprechen kam, blieb Schönfeld abrupt stehen und ließ seine Fracht zu Boden plumpsen. »Das wäre ja – das wäre ja eine Bombe!«, brach es aus ihm heraus.

»Das ist eine Bombe«, bestätigte Sara.

»Aber wo ist das Material her? Ich denke, Ihr Informant ist tot?«

Zwei Mitarbeiter aus der Technik grüßten knapp, als sie an ihnen vorübergingen, und drosselten dann das Tempo.

»Ich denke, das sollten wir nicht hier bereden«, flüsterte Sara.

Schönfeld ließ nicht locker. »Aber glauben Sie nicht, dass wir jetzt an einem Punkt sind, an dem die Sache eine einzige Person überfordert?«

»Nein, bitte nicht Mattern!«

»Aber wir müssen Ihnen ein, zwei erfahrene Kollegen zur Seite stellen. Das Ganze nimmt ja Dimensionen an …«

»Ich melde mich, wenn ich Unterstützung brauche.«

Der Chefredakteur ging in die Knie und hob den Karton wieder hoch. Ohne dabei in den Rundrücken zu gehen, wie Sara mit einer Mischung aus Anerkennung und Neid feststellte.

»Wir sprechen uns heute noch«, sagte Schönfeld. »Aber vorher hätte ich gern ein Exposé von Ihnen. Mit sämtlichen Fakten und Quellen. Einen Plan für die weiteren Recherchen. Aber erst mal nichts davon auf die Konferenz. Da wird nur alles zerredet.«

Sara blickte ihn erstaunt an.

»Wir müssen erst mal eine Linie finden«, sagte er unbestimmt.

»Wir?«

»Ja, und da schließe ich ausdrücklich Herrn Dr. Meyer-Helbig mit ein.« Sprach’s und stellte ihr den Umzugskarton vor die Tür.

Seitdem hatte Sara Blohm fieberhaft versucht, einen Überblick über das Material zu gewinnen. Hatte Mutius’ Dossier und das Aktenmaterial Punkt für Punkt abgeglichen.



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