Maienfrost by Maren Schwarz

Maienfrost by Maren Schwarz

Autor:Maren Schwarz [Schwarz, Maren]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-10-29T23:00:00+00:00


10

Kurz nach achtzehn Uhr traf Henning wieder im Gasthaus ein. Nachdem er eine Kleinigkeit zu Abend gegessen hatte, ging er auf sein Zimmer. In seinem Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander. Der Kommissar zog sein Notizbuch hervor, um seine Aufzeichnungen noch einmal in aller Ruhe durchzugehen. Als er damit fertig war, versuchte er sich einen Plan zurechtzulegen. Zuallererst einmal musste er herausfinden, ob es möglich sein konnte, dass Carmen und David sich von früher her kannten. Die Telefonnummer von Christabelle Kronstedt nachschlagend, nahm er sein Handy zur Hand. Trotz mehrfacher Wählversuche nahm am anderen Ende der Leitung niemand ab. Gegen einundzwanzig Uhr beschloss Henning schweren Herzens, den Anruf auf den nächsten Tag zu verschieben. Unverrichteter Dinge ging er ins Bad, um sich unter die Dusche zu stellen und die Zähne zu putzen. Kurze Zeit später lag er in seinem Bett. Die Hände unter dem Kopf verschränkt, ließ er seinen Blick gedankenverloren durch das weit geöffnete Fenster nach draußen schweifen. Ab und an hörte Henning auf der Straße ein Auto vorbeifahren. Irgendwo zirpte eine Grille. Es dauerte nicht lange und er dämmerte ein. Von beängstigenden Visionen heimgesucht, wälzte der Kommissar sich unruhig im Bett hin und her. Ein Albtraum ließ ihn schweißgebadet aus dem Schlaf schrecken. Sein Herz schlug schnell und hart in seiner Brust. Henning hatte von Anton Austen geträumt. Auf den Part des stillen Beobachters beschränkt, musste er mit ansehen, wie Pascals Großvater seine Familie in die Gaskammer schickte. Die Grausamkeit dieses Verbrechens ließ ihn nicht los. Dabei bestimmte das Bild einer, von zwei kleinen Kindern umgebenen Frau, seinen Albtraum. Bei näherer Betrachtung nahm ihr Gesicht Carmens Züge an. Ihre großen haselnussbraunen Augen, die sie in stummer Anklage auf ihn gerichtet hielt, schienen sich unauslöschlich in seine Seele einbrennen zu wollen. Schwer atmend knipste Henning die kleine Nachtischlampe an, die neben dem Bett stand, und sah auf die Uhr. Es war kurz vor vier. Obwohl er genau wusste, dass er keinen Schlaf mehr finden würde, blieb er noch für eine halbe Stunde liegen. Während er versuchte, seine aufgewühlten Gedanken zu ordnen, wurde es draußen langsam hell. Wild entschlossen, den Fall, der ihn hierher geführt hatte, aufzuklären, stand der Kommissar auf, zog sich an und ging nach unten. Im Haus war es still. Ein Blick auf seine Uhr verriet ihm, dass er um diese Zeit kaum damit rechnen konnte, ein Frühstück serviert zu bekommen. Hunger verspürte er zwar keinen, sehnte sich aber nach einer Tasse heißem schwarzen Kaffee. Doch da musste er sich wohl gedulden. Nach kurzem Überlegen, entschloss sich Henning, die frühe Stunde zu einem Spaziergang zu nutzen. Schließlich lag die Sächsische Schweiz nur einen Steinwurf entfernt. Schon als er noch in Auerbach wohnte, reizte es ihn, dem Eibsandsteingebirge einen Besuch abzustatten. Leider kam es nie dazu. Während die Aussicht, Versäumtes nachzuholen, seine Laune schlagartig verbesserte, erinnerte er sich daran, dass ihm gestern in der Nähe des Schlosses eine Informationstafel aufgefallen war.

Wenig später stand er davor, um die darauf angegebenen Wanderrouten zu studieren. Schon kurz nachdem er den Ort verlassen und den Wald betreten hatte, sah er sich einer einzigartigen Landschaft aus Stein gegenüber.



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