Logoland by Max Barry

Logoland by Max Barry

Autor:Max Barry [Barry, Max]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783453810655
Google: 1ObvJAAACAAJ
Amazon: 3453810651
Herausgeber: Heyne Taschenbuch
veröffentlicht: 2008-06-01T22:00:00+00:00


44. Einsatz

Violet drückte GESPRÄCH BEENDEN. Das lange Kabel, an dem der

Hörer des Bordtelefons hing, hätte daraufhin eigentlich wieder in ihrem Sitz verschwinden sollen, was es aber aus unerfindlichen

Gründen nicht tat. Violet bemerkte, dass Nathaniel ExxonMobil sie

über den Mittelgang hinweg beobachtete. »Stress zu Hause?«

»Alles in Ordnung«, behauptete Violet. Sie war gerade überhaupt

nicht dazu aufgelegt, mit Nathaniel zu reden.

»Für die Menschen, die einem nahe stehen, ist es manchmal

schwer zu begreifen, warum man nicht bei ihnen sein kann. Es gibt

Notwendigkeiten, die nicht jeder nachvollziehen kann. Das habe ich

mit der Zeit gelernt.«

»Es ist alles in Ordnung.« Sie fand den richtigen Knopf. Das Tele‐

fonkabel glitt in den Sitz zurück.

»Haben Sie ihm nichts von dem Deal erzählt?«

Violet warf einen Blick auf ihren Vertrag. Laut dieser Vereinbarung hatte ExxonMobil Anspruch auf die uneingeschränkte Nut‐

zung ihrer Software sowie auf ihre Mitarbeit beim Einsatz des Pro‐

grammes. Sie, Violet, hatte — sofern das Programm funktionierte —

Anspruch auf fast drei Millionen Dollar. »Das ist meine Sache. Das

geht ihn nichts an.«

»Gut«, sagte Nathaniel und wandte sich wieder seiner Zeitschrift zu.

In London regnete es. Durch das beschlagene Glas und den Nebel

konnte Violet nichts als die grauen Silhouetten niedriger Gebäude erkennen. Sie wollte die Scheibe hinunterlassen, aber Nathaniels

Hand legte sich auf ihre. »Tut mir Leid — das geht nicht.«

»Warum nicht?«

»Ich möchte nicht gesehen werden. Wenn die Sache bei Shell erle‐

digt ist, können Sie meinetwegen die Stadt besichtigen.«

»Und wann wird das sein?«

Er sah auf die Uhr. »In ungefähr drei Stunden.«

Ihr Magen krampfte sich zusammen.

»Keine Bange«, sagte Nathaniel. »Sie werden sehen, es klappt alles

wie am Schnürchen.«

»Sie müssen ja nicht da rein.«

»Sie doch auch nicht. Möchten Sie vom Vertrag zurücktreten?«

Violet wandte sich ab. Sie konnte Nathaniel nicht leiden. »Nein.«

Violet war die einzige Technikerin in der Gruppe. Man hatte ihr den Server erklärt, zu dem sie sich Zugang verschaffen würden,

aber sie war nun einmal keine Expertin in SUN‐OS. Wenn sie sich in

dem Betriebssystem verfranste, blieb ihr keine Hilfe als ein paar Kopfhörer und diese Typen in der Londoner ExMo‐Niederlassung.

Wenn es nach Violet gegangen wäre, hätte es umgekehrt laufen

müssen: Die Techniker von ExMo hätten die Arbeit vor Ort gemacht,

während sie vier Meilen entfernt in einem klimatisierten Büro am Funkgerät gesessen hätte.

Aber Nathaniel hatte andere Vorstellungen gehabt, und so bestand

die Einsatzgruppe aus Violet plus zwölf Polizisten — eigentlich eher

Soldaten, die Uniformen und Gewehre trugen und in deren Gürteln

alle mögliche Ausrüstung steckte. Sie fuhren in einem UPS‐

Lieferwagen zum Firmengebäude von Shell.



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