Liebeskind by C Westendorf

Liebeskind by C Westendorf

Autor:C Westendorf [Westendorf, C]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2012-09-24T15:29:21+00:00


9

Als Anna an diesem Abend einigermaßen pünktlich nach Haus kam, parkte Toms Wagen bereits in der Einfahrt. Er war gerade dabei, in der Küche den Abendbrottisch zu decken, als sich Anna von hinten an ihn heranschlich und ihn umarmte. Er schüttelte sie lachend ab. Dann sagte er gutgelaunt: „Du, ich habe gerade in der Zeitung gelesen, dass der HFC nach der Winterpause endlich wieder richtiges Bier ausschenken darf. Das ist doch klasse, oder?“

Anna versuchte, ihren Blick von den zarten Adern auf Toms Händen zu lösen. Sie durfte jetzt nicht nervös werden.

„Das hat der Senat wohl als Ablenkungsmanöver eingetütet. So wie wir alle in Zukunft den Gürtel noch enger schnallen sollen, hat er sich bestimmt gedacht, dass ein bisschen Alkohol fürs Volk nicht schaden kann.“

„Ich freue mich trotzdem darauf.“ Tom nahm Anna in den Arm. „Und wenn es Jan tatsächlich gelingt, wieder nach Hamburg zu wechseln, ist mein Glück, jedenfalls was den HFC angeht, komplett.“

Eben noch hatte Anna überlegt, ihn zu küssen, jetzt verschluckte sie sich beinahe an ihrem Tee.

„Jan kommt wirklich zurück?“

Tom Greve rieb sich zufrieden beide Hände.

„Ich habe dir doch erzählt, dass er sich in England nicht wohlfühlt. Sein Management hat die Fühler schon in Richtung Hamburg ausgestreckt. Was sollen die in London auch mit einem Spieler anfangen, der nicht hundertprozentig motiviert ist? Wie es aussieht, kann der Transfer eigentlich nur noch an einer überzogenen Ablöseforderung der Briten scheitern.“

Anna schaute auf die Adern an Toms Händen, die jetzt allerdings nichts anderes mehr als dünne Striche auf seiner Haut waren.

„Ich drücke ihm die Daumen.“

„Das kannst du ihm bald selbst sagen. Jan hat mich heute im Büro angerufen, er wird uns über Weihnachten besuchen kommen.“

Wie hatte sich Anna auf diesen Abend gefreut, der nur ihnen beiden hatte gehören sollen. Dabei hatte er so schön angefangen, nicht zuletzt weil Tom ihr heute sogar einmal bei der Hausarbeit geholfen hatte, doch nun schien er sich in eine ganz andere Richtung zu bewegen. Außerdem, seit wann wurden in ihrer Familie eigentlich Entscheidungen über die Gestaltung des Weihnachtsfestes im Alleingang getroffen?

Draußen hörte sie die Haustür ins Schloss fallen. Nach der Intensität des Lärms im Flur zu schließen, war Ben soeben nach Hause gekommen.

„Musst du nicht langsam losfahren?“, fragte er seine Mutter kurz darauf in der Küche. „In zehn Minuten hast du doch deine Verabredung mit Flo.“

Schnell steckte sich Anna noch ein Stück Vollkornbrot in den Mund und trank ihren Tee aus.

„Bis später, ihr beiden“, rief sie Tom und Ben zu und kam anschließend noch einmal zurück, um ihren Mann zu umarmen. „Wir sprechen weiter, wenn ich zurück bin.“



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