Letzter Tanz by Jeffery Deaver

Letzter Tanz by Jeffery Deaver

Autor:Jeffery Deaver [Deaver, Jeffery]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: gelesen
Herausgeber: Goldmann Verlag
veröffentlicht: 2000-12-06T23:00:00+00:00


Kilometer und besteht aus mehr als einem Dutzend verschiedener Tunnel, die kreuz und quer durch vier der fünf Distrikte verlaufen (ausgenommen ist nur Staten Island, dafür haben die Inselbewohner aber ihre berühmte Fähre).

Ein Satellit hätte ein vermißtes Segelboot im Nordatlantik schneller ausfindig gemacht als Lincoln Rhymes Team jetzt die beiden Männer in der New Yorker U-Bahn.

Rhyme, Sellitto, Sachs und Cooper starrten auf eine Karte des verzweigten Tunnelsystems, die behelfsmäßig an eine Wand geheftet war. Rhymes Augen folgten den verschiedenfarbigen Linien der einzelnen Bahnstrecken: Blau für die Eigth Avenue, Grün für die Lex, Rot für Broadway.

Rhyme hatte ein besonderes Verhältnis zu dem eigenwilligen System. Es war auf einer Baustelle in der U-Bahn gewesen, wo der Eichenbalken eingestürzt und ihm die Wirbelsäule zertrümmert hatte. Gerade hatte er sich mit einem jubilierenden »Aha« herabgebeugt, um eine Faser, die golden wie Engelshaar glitzerte, vom Körper des Mordopfers zu klauben, als der Balken mit voller Wucht niederkrachte.

Doch bereits vor dem Unfall hatte die New Yorker U-Bahn eine wichtige Rolle für die forensische Abteilung des New York Police Department gespielt. Rhyme hatte sich intensiv mit dem System beschäftigt, als er noch das Kriminaldezernat, das IRD, geleitet hatte. Das hatte einen einfachen Grund: Die Tunnels deckten ein riesiges Terrain ab, das über die Jahrzehnte immer weiter ausgedehnt worden war, und dementsprechend stammte das Baumaterial aus den verschiedensten Epochen. Deshalb war es manchmal möglich, einen Täter nur aufgrund einer einzigen guten Partikelprobe einer bestimmten U-Bahn-Linie zuzuordnen - ja sogar manchmal einem bestimmten Viertel oder einer bestimmten U-Bahn-Station. Rhyme hatte über Jahre hinweg immer wieder in den Tunnels Material gesammelt; einige der Proben stammten noch aus dem letzten Jahrhundert. (Es war um 1860 gewesen, als der Herausgeber der

New York Sun und des Scientific American, Alfred Beach, beschloß, daß sich seine Idee, Briefe durch kleine Luftdruckrohre zu befördern, auch auf Menschen übertragen ließe, wenn man nur entsprechend größere Rohre verwendete.)

Rhyme diktierte seinem Computer eine Telefonnummer und war kurz darauf mit dem Polizeichef der New Yorker Verkehrsbetriebe, Sam Hoddleston, verbunden. Die Verkehrsbetriebepolizei war wie das NYPD Teil der New Yorker Polizei, aber ausschließlich für das Transportsystem zuständig. Hoddleston kannte Rhyme noch aus früheren Zeiten, und dieser konnte während des kurzen Schweigens in der Leitung förmlich hören, wie das Gehirn des alten Kollegen arbeitete. Hoddleston hatte wie so viele andere von Rhymes früheren Kollegen noch nicht gehört, daß er von den Scheintoten wieder auferstanden war.

»Sollen wir einige Linien vom Stromnetz nehmen?« schlug Hoddleston vor, nachdem Rhyme ihn über den Tänzer und seinen Partner informiert hatte. »Eine großräumige Suche einleiten?«

Sellitto hatte die Frage über die Freisprechanlage mitgehört und schüttelte energisch den Kopf.

Rhyme dachte ebenso. »Nein, wir wollen nicht, daß sie etwas merken. Außerdem vermute ich sowieso, daß sie in einem verlassenen Tunnel sind.«

»Da unten sind nicht allzu viele stillgelegte U-Bahn-Stationen«, warf Hoddleston ein. »Allerdings gibt es Hunderte verlassene Tunnelausläufer und Baustellenschächte. Sag mal, Lincoln, wie geht's dir überhaupt? Ich hatte...«

»Gut, Sam. Gut«, antwortete Rhyme und erstickte die Frage damit wie üblich im Keim. Dann griff er wieder den alten Gesprächsfaden auf. »Wir haben gerade darüber gesprochen.



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