Lennon Patrick by Tod einer Strohpuppe

Lennon Patrick by Tod einer Strohpuppe

Autor:Tod einer Strohpuppe [Strohpuppe, Tod einer]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-05-06T16:56:39+00:00


»Rufen Sie mich an, wenn der Wagen gefunden wird. Ich bin zu Hause.«

Fletcher parkte auf seinem Stellplatz im All Saints’ College, den er zwei Jahre zuvor als Geste der Dankbarkeit zugewiesen bekommen hatte, weil es ihm gelungen war, den vermissten Sohn des Quästors aufzufinden. Fletcher war sich vollkommen bewusst, dass acht Quadratmeter freier Asphaltfläche in Cambridge die denkbar kostbarste Belohnung darstellten. Es war ein Privileg, über das er sich immer wieder freute. Er genoss es, das Vorhängeschloss der Parkplatzkette mit seinem Schlüssel abzuschließen und beim Weggehen zu hören, wie noch eine Weile Metall gegen Metall klirrte.

Der Regen hatte aufgehört, stattdessen hing jetzt ein dichter Nebel in der Luft und legte sich kühl auf sein Gesicht, als er mit dem Schlüssel in der Hand in die Green Street einbog. Über die Bürgersteige plätscherte noch das Wasser aus den Dachtraufen. Die Schaufenster waren regennass und das Licht, das durch die Scheiben auf die Straße fiel, gebrochen. Kurz darauf war er zu Hause angekommen.

Nach seiner Scheidung hatte er den Gedanken, sich wieder ein Haus zu kaufen, zumindest vorläufig aufgegeben. Seine jetzige Wohnung hatte er ganz impulsiv gemietet. Sie war ziemlich ungewöhnlich geschnitten und ursprünglich die Hausmeisterwohnung des im selben Gebäude liegenden Kaufhauses gewesen. Er schaltete das Licht im Treppenhaus ein und stieg in den obersten Stock. Das Kaufhaus hatte zwar schon vor Jahren zugemacht, doch etwas von dem alten Hausmeister war zurückgeblieben: Die Treppe duftete noch immer nach seinem Holzwachs.

Das Licht ging aus, bevor er oben ankam, aber es war trotzdem nicht vollständig dunkel. Als er den obersten Treppenabsatz erreichte, schien der Mond rund und voll durch die regennasse Glaskuppel des Dachs. Fletcher fingerte nach seinem Wohnungsschlüssel und fragte sich, ob er diesen Wachsgeruch wohl irgendwann sattbekommen würde. Er verharrte reglos. Er roch das Wachs, doch da war noch etwas anderes.

Ein Geruch nach feuchter Kleidung und Zigarettenrauch. Er drehte sich um.

Der Junge stand in einer dunklen Ecke des Treppenabsatzes. Er trat vor, und das scheckige Licht der Kuppel fiel ihm ins Gesicht. »Hi, Tom. Ich hab dem Regen zugeschaut«, erklärte er.

Fletcher sah ihn an. Er trug Turnschuhe, weite Jeans und einen alten, regenfeuchten Parka. Sein Haar war rötlichbraun und jetzt vom Regen dunkel, die Augen waren groß und grau und das blasse Gesicht sommersprossig. Er sah gut aus.

Darunter entdeckte Fletcher etwas, das ihm niemals entging

– etwas, das ihn veranlasste, einen Moment die Augen abzuwenden. »Luke, alter Kumpel. Weiß deine Mutter, dass du hier bist?«, fragte er.

»Sie arbeitet. Warum rinnen manche Regentropfen schneller als andere?«

Er schloss die Wohnungstür auf. »Ich glaube, das liegt an der Oberflächenspannung. Was ist los?«

»Ich weiß nicht genau. Lass mich rein.«

Fletcher sah zu, wie er in die Diele trat. Er war schlank und hatte die natürliche Anmut seiner Mutter. Nur, dass er manchmal so schwierige Fragen stellte. Aber vielleicht war das normal. Luke, Cathleens Sohn, war fünfzehn.

Fletchers Wohnung war unpraktisch geschnitten, der Flur war größer als irgendeines der Zimmer. Sie gingen hindurch und traten ins Wohnzimmer. Fletcher warf Luke ein Handtuch zu, und der Junge sah ihn an, als wäre es ein vollkommen abwegiger Gedanke, sich die Haare zu trocknen.



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