Leipziger Ende by Tannhaeuser Sylke

Leipziger Ende by Tannhaeuser Sylke

Autor:Tannhaeuser, Sylke [Tannhaeuser, Sylke]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-03-22T23:00:00+00:00


ELF

Knut Reinboldt saß auf der Couch im Wohnzimmer vor dem ausgeschalteten Fernseher. Die Couch war durchgesessen, seit Langem wollten sie sich eine neue kaufen, doch bislang hatte er nie Zeit gefunden, mit Ulrike zum Möbelhaus zu fahren. In der Küche hörte er einen Topfdeckel auf die Fliesen poltern.

»Der Junge war heute da«, rief Ulrike. Normalerweise hatte sie ihre Töpfe im Griff. Sie war eine gute Köchin, kochte mit Leidenschaft, und dabei brachte sie nichts so schnell aus der Ruhe. Heute jedoch schien sie unaufmerksam zu sein.

»Was wollte er denn?«, fragte Reinboldt, während er sich ein Kissen in den Rücken stopfte.

Ulrike steckte den Kopf durch die Tür. »Er braucht ein neues Auto.«

»Aha.«

»Einen Škoda, der wäre günstig zu haben, von einem Freund.«

»Hm.« Reinboldt ahnte, worauf es hinauslief.

Ulrike faltete das Geschirrtuch zusammen. »Dann könnte er seine Kiste endlich verschrotten. Ich stehe jedes Mal Ängste aus, wenn er damit herumfährt. Die ist schon seit Jahren nicht mehr verkehrssicher.«

»Der neue Wagen wird nicht umsonst zu haben sein.« Es wurde Zeit, dass der Junge sich eine ordentliche Arbeit suchte. Nach dem Studium hatte er in einer Werbeagentur angefangen, den Job aber bald hingeschmissen. Zu wenig Kohle, hatte er gemeint. Lieber hing er mit den obskuren Typen herum, die er in der Szenekneipe kennenlernte, in der er seitdem aushalf. Da verkehrten ausschließlich Kerle, die ihren Eltern auf der Tasche lagen. Kein Wunder, wenn Malte da mithalten wollte. Aber so lief das nicht, nicht mit ihm. Er war nur ein Bulle, kein Millionär. »Hat er gesagt, wovon er das Auto bezahlen will?«

»Er hat sich bei einer großen Firma beworben. Wir müssten ihm das Geld für das Auto nur vorschießen. Er würde es später abstottern.«

»Das glaube ich erst, wenn ich es sehe.«

»Diesmal scheint es ein guter Job zu sein, bei einer Firma, die auf Wachstumskurs ist.«

Aus der Küche drang das Schrillen der Zeitschaltuhr.

»Meine Güte, die Schweinelendchen.« Ulrike verschwand an den Herd.

Reinboldt schaltete den Fernseher ein und zappte zu dem Sender, auf dem das Pokalspiel zwischen Arminia Bielefeld und Bayer Leverkusen übertragen wurde. Das Spiel hatte noch nicht begonnen.

»Was soll das für eine Firma sein?«, rief er Ulrike hinterher.

»Terraworld heißen die. Die haben irgendwas mit Werbung zu tun.«

Reinboldt trank einen Schluck Bier, direkt aus der Flasche. Terraworld suchte nach Arbeitskräften, das wusste er. Fast täglich stand in der Zeitung, dass das Unternehmen mit über eintausend neuen Arbeitsplätzen rechnete, und er fragte sich, wo so viele Leute untergebracht werden sollten. Schon jetzt platzte das Stammhaus in der Leipziger Innenstadt aus allen Nähten, auch das hatte er aus der Zeitung. Hätten sie ihn gefragt, er wüsste, wo die bauen konnten. Das alte Messegelände lag seit Jahren brach, eine Schande war das. Die Stadtverwaltung sollte endlich etwas dafür tun, dass der Verfall aufgehalten wurde. Eine Firma wie Terraworld könnte dabei hilfreich sein. Aber offenbar hatte die eine Menge Probleme. Sie sollten Steuern hinterzogen haben. Auch das hatte in der Zeitung gestanden. Einer der Geschäftsführer war verhaftet worden. Fluchtgefahr, hieß es.

Der Sportreporter kam ins Bild, und Reinboldt schaltete den Ton an. Wegen Erkrankungen sah



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.