Lebendige Biographien Mozart und die Schwerelosigkeit der Musik by Konrad Beikircher

Lebendige Biographien Mozart und die Schwerelosigkeit der Musik by Konrad Beikircher

Autor:Konrad Beikircher
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Arena Verlag GmbH
veröffentlicht: 2016-12-25T16:00:00+00:00


Augsburg war ansonsten ein Flop, also sind wir weiter, nach Mannheim. Mannheim war ja zu meiner Zeit die Stadt mit dem besten Orchester der Welt, das Johann Christian Cannabich, der Chef vom Mannheimer Hoforchester, aufgebaut hat. Wenn ihr in eurer Zeit ein tolles Orchester hört, die Wiener oder die Berliner Philharmoniker oder, oder, dann denkt dran: Ohne den Meister Cannabich gäbe es sie nicht. Er hat aus bis dahin nebeneinanderher spielenden einzelnen Musikern ein Orchester geformt, also das war schon ein einmaliges Erlebnis – und ist es ja bis in eure Zeit hin geblieben. Ich hab zu diesem Thema im Juli 1778 dem Papa aus Paris geschrieben: „Dies ist auch eins von den Hauptsachen, was mir Salzburg verhaßt macht – die grobe, lumpenhafte und liederliche Hofmusik. Es kann ja ein honetter Mann, der Lebensart hat, nicht mit ihnen leben – er muß sich ja, anstatt daß er sich ihrer annehmen könnte, ihrer schämen! – Ja, wenn die Musik so bestellt wäre wie in Mannheim! – Die Subordination, die in diesem Orchester herrscht! Die Autorität, die der Cannabich hat – da wird alles ernsthaft verrichtet; Cannabich, welcher der beste Direktor ist, den ich je gesehen, hat die Liebe und die Furcht von seinen Untergebenen – sie führen sich aber auch anders auf – haben Lebensart, sind gut gekleidet, gehen nicht in die Wirtshäuser und saufen.“

Nur: So schön es war, mit den Mannheimern zu musizieren, ich bin nicht angestellt worden. Der Papa tobt in Salzburg, muss einen Kredit aufnehmen, damit er unsere Reise finanzieren kann, und als ich sagte, ich will nach Paris, da war er ganz außer sich. No ja, er war in Salzburg und wir in Mannheim, also konnte er gar nix machen, war auf meine Briefe angewiesen und die meiner Frau Mama. Ich wollte mir auch nicht ständig seine Ratschläge anhören und sein Genörgel. Das ging ja bis zu solchen Sätzen: „Ich bin böse, dass es euch beiden an dem Vertrauen und an der Aufrichtigkeit fehlt, mir alles umständlich und redlich zu berichten“ – und so weiter und so weiter.

Und dann hab ich in Mannheim die Familie Weber kennengelernt, alles Musiker und vier Töchter – heute würde man sagen: vom Feinsten! Und Stimmen hatten die, meiner Seel! Ich hab mich unsterblich in die Aloysia verliebt, 16 war sie, schön war sie und wie die g’sungen hat! Also da wird mir ja heut noch ganz anders.

Nach Italien wollten wir zusammen, Primadonna sollte sie mit meiner Hilfe werden, heiraten und was weiß ich was alles. No gut, beim Heiraten wurde sie a bisserl zögerlich, und wie ich sie knapp ein Jahr später in München wiedersah, hab ich gemerkt, dass meine Liebe zu ihr leider sehr einseitig war. Sie wollte mich als Musiker, aber nicht als Mann. Ehrlich gesagt, hat mir das ein Leben lang wehgetan, auch als ich später ihre Schwester Constanze geheiratet hab.

Also zurück nach Mannheim: Es war eine tolle Zeit mit den „Weberinnen“, aber es gab keine Anstellung für mich. So sind wir nach Paris weitergefahren, vielleicht gab’s dort eine vernünftig bezahlte Stelle.



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