Lauschkommando by Manfred Bomm

Lauschkommando by Manfred Bomm

Autor:Manfred Bomm [Bomm, Manfred]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2015-01-29T05:00:00+00:00


Misselbrünn hatte noch in der Nacht seinen Anwalt angerufen, sich dann aber kleinlaut davon überzeugen lassen, dass es keinen Sinn machen würde, gegen die Beschlagnahmung seines Computers vorzugehen. Noch während die Beamten sich über sein Büro hermachten, fingerte er in der Küche nebenan nach seinem Handy, um nervös und zitternd die private Nummer des Landesinnenministers anzuwählen. Es war zwar längst nach Mitternacht, aber nun galt es, schnell zu handeln. Die Angelegenheit duldete kein Abwarten, wie es sein Rechtsanwalt gemeint hatte, den er in Gedanken einen ›elenden Winkeladvokaten‹ schalt, von dem er sich gleich morgen früh ein für alle Mal trennen würde. Jetzt half nur eines: ein direktes Gespräch mit dem obersten Dienstherrn der Polizei. Misselbrünn, der dazu neigte, über alles erhaben zu sein, war davon überzeugt, das Schlimmste abbiegen zu können. Doch der Innenminister, der sich nach dem vierten Rufton nur mit einem verschlafenen »Hallo« meldete, zeigte sich vom Namen »Misselbrünn« wenig beeindruckt. Das durfte auch daran gelegen haben, dass Misselbrünn seit dem Regierungswechsel vor drei Jahren nie die Nähe zur neuen Koalition gesucht hatte. Der Innenminister beschied ihn ziemlich forsch, dass er nicht daran denke, auf die Polizeiführung in Ulm Einfluss zu nehmen – schon gar nicht mitten in der Nacht. Er versprach aber, die Angelegenheit gleich am Vormittag mit den engsten Mitarbeitern zu besprechen, ließ aber keine großen Hoffnungen aufkommen: »Ihr Ansinnen dürfte ohnehin Sache des Bundes sein beziehungsweise der Generalbundesstaatsanwaltschaft.« Dann legte er grußlos auf.

Misselbrünn hatte den Hörer zerknirscht in die Halterung gefeuert und unruhig verfolgt, wie die Beamten Computer, Festplatten, CDs und Speichersticks in Kartons verpackten und damit die Wohnung verließen. Kopfschüttelnd und ohne mit den Kriminalisten etwas zu reden, folgte er ihnen zur Tür, warf sie hinter ihnen mit einem lauten Scheppern ins Schloss, ging in die Küche und genehmigte sich zwei Gläser Schnaps, der auf dem Flaschenetikett vornehm als »feine Destillate aus heimischen Produkten« bezeichnet wurde.

Das Wohnzimmer mied er, denn sobald er hineinblickte, sah er den leblosen Körper seiner Frau, der dort von der Couch gerutscht war. Nie mehr würde er dort Platz nehmen. So dämmerte er auf einem gepolsterten Esszimmerstuhl vor sich hin, bis der Morgen graute und er mit Kopfschmerzen erwachte.



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