Kullmann ist auf den Hund gekommen by Elke Schwab

Autor:Elke Schwab
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Books on Demand GmbH
veröffentlicht: 2017-02-16T16:00:00+00:00

Erik steuerte Ankes Büro an, das auf der gegenüberliegenden Seite des langen Flurs lag. Die wenigen Meter dorthin spürte er eine innere Zerrissenheit, die ihm schmerzlich bekannt vorkam. Wie lange schon arbeitete er mit Anke zusammen? Zwölf Jahre? Und seit wann empfand er diese tiefen Gefühle für sie? Er wusste es nicht. Aber schon viel zu lange, um noch wirklich daran glauben zu können, dass sich an Ankes Distanziertheit mal etwas ändern würde.

Wie immer schlug sein Herz höher, als er an Ankes Bürotür anklopfte. Und wie immer schlich sich eine leise Hoffnung an, die ihm das Leben in den letzten Jahren so schwer machte. Immer diese Hoffnung! Eine Hoffnung, die jeden seiner Entschlüsse in der letzten Zeit ins Wanken gebracht hatte. Eine Hoffnung, die ihn immer wieder schwach werden ließ und sämtliche Pläne für eine neue Zukunft über den Haufen hat werfen lassen. Sogar die Anfrage von Köln hatte er in weite Ferne geschoben. Obwohl ihn dort eine Beförderung erwartete. Die neue Flüchtlingssituation erforderte in den Großstädten intensivere polizeiliche Maßnahmen. Sie brauchten mehr Beamte, um das zu bewältigen. Dabei hatten sie sofort an Erik gedacht. Eine schmeichelhafte Geste. Eigentlich so beeindruckend, dass er ohne lange Überlegungen dem Ruf seiner früheren Kollegen folgen sollte. Und wieder stand er vor der Tür, hinter der die Frau arbeitete, die ihn am ausgestreckten Arm verhungern ließ.

Plötzlich ging sie von allein auf und Anke schaute ihn an.

„Was ist mit dir?“, fragte sie mit großen, staunenden Augen. „Du klopfst an und kommst nicht rein.“

„Ich war wohl in Gedanken“, redete er sich heraus und betrat das Büro.

Kaffeeduft lockte ihn sofort an die Maschine, um sich eine Tasse einzuschenken. Dann setzte er sich auf den Besucherstuhl gegenüber von Ankes Schreibtisch und erklärte: „Wir sollen den Schriftverkehr zwischen …“

„Ich weiß“, fiel ihm Anke ins Wort. „Die Zeit, die du trödelnd vor meiner Tür verbracht hast, hat Schnur dafür genutzt, mich ebenfalls darüber zu informieren.“

Dabei grinste sie ihn so frech an, dass Eriks Herz schwer wurde. Wieder spürte er dieses starke Gefühl für diese Frau, das trotz aller Tiefschläge einfach nicht zu erschüttern war. In den vielen Jahren des Wartens auf Anke hatte er zwar einige Affären gehabt. Doch keine Frau konnte sein Herz so zum Pochen bringen, wie Anke. Auch sie hatte sich ausgetobt, was ihn jedes Mal innerlich verletzt hatte, obwohl er keinen Anspruch auf sie hatte. Es war der Schmerz darüber, dass sie andere an sich heranließ, ihn aber nicht. Und die Verlustangst, dass der andere mehr für sie sein könnte als ein Abenteuer. Doch bisher schien es so zu sein, dass sich Anke keinem Mann wirklich öffnete, was einerseits neue Hoffnung in ihm schürte, anderseits aber auch die Angst, sie niemals für sich zu gewinnen.

„Du träumst schon wieder.“

Damit unterbrach sie seine Gedanken. Rasch besann er sich und schaute auf den Bildschirm, den sie ihm entgegen gedreht hatte.

„Die Kriminaltechnik hat mir den Email-Verkehr zwischen Dr. Feld und Ute Dincher vom Tierschutzverein zugeschickt“, erklärte sie. „Und siehe da, es gibt tatsächlich eine Überraschung!“

„Die da wäre?“

„Dr. Feld hatte vor dem jetzigen Hund Dagobert schon mal einen Dalmatiner mit dem gleichen Namen gehabt.

Download

Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.