Kuckucksnest by Lind Hera

Kuckucksnest by Lind Hera

Autor:Lind, Hera
Die sprache: deu, deu
Format: epub
Herausgeber: d-Diana HC
veröffentlicht: 2016-04-06T10:05:10+00:00


23

SENTA

Februar 2005

»Juhu, ihr Süßen, ich bin’s!«

Leyla und Maryam standen oben am Fenster ihres Kinderheims in Flickendorf und winkten aufgeregt zu mir herunter. Ich war mit unserem großen VW-Bus gekommen, um sie endlich nach Hause zu holen.

Nach dem Klingeln ertönte der Summer, und ich fiel auf die Knie und in vier ausgestreckte Kinderarme!

»He, ihr Mäuse! Wie geht es euch? Seid ihr startklar?«

Maryam schrie begeistert »Jaaaaa!«, und Leylas schwarze Augen zuckten verlegen hin und her, aber ihre verhaltene Freude war nicht zu verhehlen. Sie freute sich eben so, wie sich jemand freuen kann, der zweimal von seiner Mutter verlassen worden ist.

Mein Blick fiel auf vier Müllsäcke mit ihren Klamotten, die im Flur an der Wand lehnten. Daneben standen zwei Puppenwagen. Das war alles. Ihr gesamtes Hab und Gut. Zwei Kinderseelen, zur Abholung bereit und zum Neustart freigegeben.

»Hier ist die Liste mit ihren Sachen.« Eine mir völlig fremde Erzieherin mit roten Pumucklhaaren und Nasenpiercing überreichte mir ein Klemmbrett mit Formblatt. »Die müssen Sie bitte unterschreiben.«

»Was soll ich denn da unterschreiben?«

»Dass Sie die Liste kontrolliert haben und alle Sachen vollständig sind.« Sie bedeutete mir, die Müllsäcke auszuschütten.

Ich warf einen flüchtigen Blick darauf. Jeder Schlüpfer, jedes Paar Socken, jedes T-Shirt und jeder Pulli waren aufgelistet. Als wenn mir jetzt der Sinn danach stünde, Socken zu zählen! Ph! Eilig unterschrieb ich den Wisch und umarmte dann wieder meine beiden aufgeregten Mädels.

»So, was wünscht ihr euch denn heute zum Mittagessen? Ich hätte Spaghetti bolognese, Frikadellen mit Bratkartoffeln und Spinat oder Eierpfannkuchen im Angebot!«

»Und hier wäre der Arztbericht!« Die Rothaarige mit dem Borstenschnitt hielt mir ein weiteres Formular unter die Nase. Okay. Das hier war deutlich wichtiger. »Bitte hier unten unterschreiben.«

Prüfend überflog ich die Zeilen. Beiden wurde bescheinigt, dass sie gesund waren und ihnen nichts fehlte. Aber darauf wollte ich mich nicht verlassen. Kinder, die so selten an die frische Luft kommen, weil es nicht genug Personal gibt, das sie an- und ausziehen kann, werden vielleicht auch nicht gerade gründlich untersucht. Ich hatte schon längst einen Termin mit Felicitas’ und Bens Kinderarzt gemacht.

Dennoch kritzelte ich meine Unterschrift darunter. »Ware wurde vollständig und in fehlerfreiem Zustand ausgehändigt. Spätere Beanstandungen werden nicht mehr entgegengenommen«, murmelte ich. »Klar. Verstanden.«

Die Mädchen sprangen im Flur auf und ab und verströmten einen Duft nach Seife und Kindercreme. Ja, man hatte ihnen sogar zur Feier des Tages die Fingernägel geschnitten, was meinen mütterlichen Argusaugen nicht entging.

So! Nun hielt uns aber wirklich nichts mehr hier in Flickendorf.

Mithilfe von Pumuckl lud ich die Säcke in den Kofferraum, packte die Puppenwagen dazu und schnallte anschließend meine Mädels an. Ohne mich noch einmal umzudrehen, fuhren wir vom Parkplatz.

»Habt ihr Lust, meine Schwester kennenzulernen?« Ich reckte den Hals und schaute in den Rückspiegel. Maryam öffnete wieder ihr Mündchen und plärrte begeistert »Jaaaaa!«, als wäre ich der Kasper und das Ganze hier ein lustiges Theaterstück, bei dem ich immer neue Puppen hervorzauberte. Leyla verzog misstrauisch die Lippen und senkte den Blick.

Aber nachdem Sonja mir in den letzten zwei Wochen so wunderbar den Rücken freigehalten und sich um Felicitas und Ben gekümmert



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.