Krumme Hunde by Carl Hiaasen

Autor:Carl Hiaasen [Hiaasen, Carl]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-04-24T04:00:00+00:00

»Das ist alles Ihre Schuld«, sagte Robert Clapley.

»Wie bitte?«

»Sie waren es, der mir diesen Scheiß gegeben hat.«

»Erstens«, sagte Palmer Stoat, »sollten Sie es benutzen und nicht die Girls. So jedenfalls verhält es sich nach meiner Kenntnis mit gemahlenem Rhinozeroshorn, Bob. Es ist ein Stimulans für Männer. Zweitens würde nur ein ausgewiesener Schwachsinniger das Zeug rauchen – man mixt es sich in seinen Drink. So wie NutraSweet, klar?«

Sie standen in der Türöffnung des großen Schlafzimmers in Clapleys Palm-Beach-Apartment, in dem es nach Knoblauch und Haschisch und abgestandenem Schweiß stank. In dem Zimmer sah es aus wie nach einem Bombenangriff. Der Spiegel war gesprungen und hing schief an der Wand, und die beiden großen Matratzen waren halb auf den Fußboden gerutscht. Die Seidenbettwäsche war zu einem feuchten und klebrig aussehenden Haufen verknotet. Über dem Kopfbrett prangten fettige Teilabdrücke von Händen, Füßen und Hintern an der Wand.

»Scheißölivenöl«, fluchte Robert Clapley. »Dabei habe ich ihnen x-mal gesagt, es hätte im Bett nichts zu suchen. Dafür gäb’s was Besseres.«

»Was haben die beiden denn sonst noch konsumiert?«, fragte Stoat. »Außer dem Nashornpulver, meine ich?«

»Hasch, Ecstasy, weiß Gott was sonst noch alles – glauben Sie mir, man braucht einen Raumanzug, wenn man in deren Badezimmer überleben will.« Clapley lachte freudlos. »Irgendein Arschloch, das sie in der Sauna kennen gelernt haben, hat ihnen ein paar Quaaludes raufgeschickt. Wann haben Sie das letzte Mal ein echtes Quaalude gesehen, Palmer? Diesen Scheiß findet man heutzutage doch höchstens noch in einem pharmazeutischen Museum.«

Die Männer gingen zum Fenster, das auf das Sonnendeck hinausging, wo Katya und Tish Fuß an Fuß in den Jacuzzi Whirlpool trieben. Sie hatten beide die Augen geschlossen. Heute hatten sie nur wenig Ähnlichkeit mit Barbie-Puppen. Eher erinnerten sie an abgewrackte Junkies. Ihre Haut war derart fleckig und sie sahen derart aufgedunsen und abstoßend aus, dass Palmer Stoat beinahe aufrichtiges Mitleid mit Robert Clapley empfand – beinahe, aber nicht ganz. Er war trotz allem immer noch der Mistkerl, der ihn einen Scheißejongleur genannt hatte. Er war es, der ihn bedroht und diesen geisteskranken Stachelschweinschädel in sein Haus mitgebracht hatte. Daher war es Stoat ganz und gar unmöglich, an Clapleys traurigem Schicksal wirklich Anteil zu nehmen.

»Wie steht es denn jetzt, Bob? Zwischen Ihnen und den Zwillingen.«

»Schlapp, so steht es«, antwortete Clapley. »Im wahrsten Sinne des Wortes.« Nervös zog er den Gürtel um seinen Bademantel fester. Stoat bemerkte die frische Schnittwunde an einem Ohrläppchen, wo sich früher der Stecker mit dem Brillanten befunden hatte.

»Die Lage ist folgende. Die letzten beiden Tage waren wirklich wild und geil«, sagte er. »Tatsache ist, dass dieses Nashornzeug gar nichts bei mir bewirkt hat, außer einen verdammt guten Bourbon zu verderben. Aber die Girls, Palmer, die glauben tatsächlich, dass es eine Art oberscharfes Crack ist …«

»Aber sie waren auf jeden Fall stoned.«

»Der Punkt ist«, sagte Clapley und hob die Hand, »der Punkt ist, sie glauben, dass es dieses Nashornpulver war, das sie so absolut wahnsinnig high hatte werden lassen. Sie glauben es, Palmer, und genau das ist zu neunzig Prozent das, was die Wirkung von Dope auslöst, nämlich daran zu glauben.

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