Knochensaat by Ohle Bent

Knochensaat by Ohle Bent

Autor:Ohle, Bent [Ohle, Bent]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi/Thriller
ISBN: 9783863586157
Herausgeber: emons Verlag
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


16

Sonntagmorgen

Shellys erster Gedanke an diesem Morgen galt Sara. Die Art, wie sie das Plektron angesehen hatte. Sie ahnte, dass Sara ihr etwas verschwiegen hatte. Den Namen des Jungen, den sie für ihren Verehrer hielt. Wenn sie früh genug aufstand, würde sie mit etwas Glück vielleicht mitkriegen, wie Sara den Jungen traf, um ihn über Shellys Fund zu informieren. Natürlich könnte Sara das auch per Handy oder per SMS machen, doch das glaubte Shelly nicht. Wenn ein Junge sich solche Mühe machte, Sara zu umwerben, würde sie persönlich mit ihm sprechen wollen, erst recht, wenn sie ihn auch mochte. Shelly griff nach dem Wecker und linste auf das Ziffernblatt. Verschwommen erkannte sie, dass es bereits sieben Minuten nach elf war. Das war spät. Sie musste sich beeilen.

Nach einer Dusche schmierte sie sich ein Brot, das sie als Sandwich auf die Faust mitnahm, und stellte sich unweit des Baumes mit Saras Namen in den Wald, mit Blick auf das Fischbacher Gestüt. Auf dem Hof herrschte die übliche Ruhe eines Sonntagmorgens. Aber die Haustür stand offen, was ein Indiz dafür war, dass Simon schon auf den Beinen war. Shelly biss genüsslich in ihr Sandwich und hätte sich eine schöne Tasse Kaffee dazu gewünscht. Aber ihre Verantwortung Sara gegenüber war jetzt wichtiger. An einen Baum gelehnt ließ sie den gestrigen Abend Revue passieren, dachte an das komische Treffen mit dem betrunkenen Heidelberg zurück und an Nastassia, die sich verpflichtet gefühlt hatte, endlich die Wahrheit über Frau Philisters Lehrmethoden zu sagen. Da kam Sara vorsichtig aus dem Haus geschlichen, sprang die Treppe herunter und lief eilig vom Hof. Zu Fuß ging sie nach links in Richtung Hauptstraße. Shelly folgte ihr auf dem Waldweg. Gleich bei der nächsten Gelegenheit bog Sara nach rechts ab und hielt bald darauf vor einem großen weißen Einfamilienhaus an, das auf einem kleinen Hügel stand.

Shelly blieb an der Straßenecke stehen.

Sara ging hinauf zur Eingangstür und klingelte, kurze Zeit später öffnete ein junger Mann. Shelly meinte, ihn gestern Abend auf dem Abiball gesehen zu haben, und wähnte sich auf der richtigen Spur. Anstatt Sara ins Haus zu bitten, schnappte sich der Junge jedoch eine Jeansjacke, und die beiden kamen zurück auf den Gehweg. Anscheinend wollten sie einen Spaziergang machen. Sie hielten direkt auf Shelly zu. Die verschwand hinter der Straßenecke und wartete, bis die beiden in Hörweite waren. Dann lief sie los und wäre fast mit ihnen kollidiert.

»Shelly!«, rief Sara überrascht.

»Oh, hallo, Sara, guten Morgen.« Shelly blickte abwartend zu dem jungen Mann neben Sara.

»Shelly, das ist Leon, aus meiner Schule«, beeilte die sich zu sagen. »Leon, das ist Shelly Kutscher.«

Shelly reichte ihm die Hand. Der Junge sah sie bewundernd an. »Wow, das ist cool. Hallo, Frau Kutscher. Ich habe alle Folgen von Marshall Stone gesehen.«

»Toll, ich hoffe, sie haben dir gefallen. Wo wollt ihr zwei denn hin?«, fragte Shelly.

»Ach, wir machen nur einen kleinen Spaziergang«, sagte Sara mit einem verstohlenen Seitenblick zu Leon.

»Kann ich euch ein Stück begleiten?«

Sara fand die Frage ganz offensichtlich merkwürdig. Shelly war ja auch bei Weitem nicht der Typ, der so wenig Einfühlungsvermögen besaß, sich als fünftes Rad am Wagen aufzudrängen.



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