J. W. v. Goethe's Biographie by Heinrich Döring

J. W. v. Goethe's Biographie by Heinrich Döring

Autor:Heinrich Döring [Döring, Heinrich]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Biography, Goethe, Johann Wolfgang von, 1749-1832, Scientists -- Biography, Dramatists, Politicians -- Germany -- Biography, Poets, German
veröffentlicht: 2005-02-27T16:00:00+00:00


Das von ihm unter dem Titel: "Kunst und Alterthum" 1816 herausgegebene Journal, welches kurze Reiseberichte, und Recensionen über neuere Werke der Dichtkunst, Malerei und Plastik enthielt, war eine Art von Fortsetzung der Aufsätze, die Goethe früher in Verbindung mit den Weimarischen Kunstfreunden in den "Propyläen" und in der Allgemeinen Literaturzeitung mitgetheilt hatte. Für den Theil seiner Studien, dem er seit früher Jugend unverändert treu geblieben war, gründete er eine, in einzelnen Heften fortlaufende Zeitschrift: "Zur Morphologie und Naturwissenschaft überhaupt" betitelt. Das Gebiet der Poesie, aus dem er sich längere Zeit entfernt hatte, betrat er wieder in einer Art von Fortsetzung seines Romans "Wilhelm Meister", die er unter dem Titel "Wilhelm Meisters Wanderjahre" herausgab. In eigentümlicher Weise suchte er in seinem "Westöstlichen Divan" die orientalische Poesie auf den deutschen Boden zu verpflanzen. An der Bühne und ihren Vorstellungen nahm er wenig Antheil mehr. Das Auftreten eines Thieres in dem bekannten Drama. "Der Hund des Aubry" hielt er für eine so tiefe Herabwürdigung der Bühne, daß er sich dadurch bewogen fand, 1817 die bisher von ihm geführte Theaterdirection niederzulegen.

Die ruhige Besonnenheit und Klarheit, die seinem Geiste stets eigen war und die sich im höhern Alter noch steigerte, vermißte Goethe in der neuern Literatur. Mit der Richtung, die sie genommen, konnte er sich eben so wenig befreunden, als mit den eigenthümlichen Fortschritten der Cultur überhaupt. Nicht ohne Bitterkeit äußerte er sich darüber in einem Briefe vom 9. Juni 1825 mit den Worten: "Alles ist jetzt ultra, alles transcendirt unaufhaltsam, im Denken, wie im Thun. Niemand kennt sich mehr. Niemand begreift das Element, worin er schwebt und wirkt, Niemand den Stoff, den er bearbeitet. Von reiner Einfalt kann die Rede nicht seyn; einfältiges Zeug giebt es genug. Junge Leute werden viel zu früh aufgeregt, und dann im Zeitstrom fortgerissen. Reichthum und Schnelligkeit ist es, was die Welt bewundert. Eisenbahnen, Schnellposten, Dampfschiffe und alle möglichen Facilitäten der Communication sind es, worauf die gebildete Welt ausgeht, sich zu überbilden, und dadurch in der Mittelmäßigkeit zu verharren. Eigentlich ist es das Jahrhundert für die fähigen Köpfe, für leichtfassende, practische Menschen, die, mit einer gewissen Gewandtheit ausgestattet, ihre Superiorität über die Menge fühlen, wenn sie gleich selbst nicht zum Höchsten begabt sind."

Eine ruhigere Stimmung herrschte in einem Briefe Goethe's vom 3. November 1825. "Von mir," schrieb er, "kann ich so viel sagen, daß ich, meinem Alter und Umständen nach, wohl zufrieden seyn darf. Die Verhandlungen wegen einer neuen Ausgabe meiner Werke geben mir mehr als billig zu thun; sie sind nun ein ganzes Jahr im Gange. Alles läßt sich aber so gut an, und verspricht den Meinigen unerwartete Vortheile, um derentwillen es wohl der Mühe werth ist, sich zu bemühen. Auch fehlt es nicht mitunter an guten Gedanken und neuen Ansichten, zu denen man auf der Höhe des Lebens gelangt."

Erhalten ward Goethe in dieser heitern Stimmung durch seinen lebhaften Antheil an zwei Dichtern des Auslandes, mit denen er um diese Zeit in schriftliche Berührung kam. Den Italiener Manzoni, für dessen Tragödie: "Der Graf von Carmagnola," sich Goethe lebhaft interessirte, nannte er in einem seiner Briefe "einen Dichter, der verdiene, daß man ihn studire.



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