Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche by Peter Robinson

Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche by Peter Robinson

Autor:Peter Robinson
Die sprache: deu
Format: mobi
Tags: Krimi
Herausgeber: Ullstein
veröffentlicht: 2012-01-09T23:00:00+00:00


* KAPITEL 7

* I

Am Donnerstag morgen, gegen elf Uhr, hätte sich einem waghalsigen Kletterer von den Höhen des Crow Star der Ausblick auf eine seltsame Prozession geboten, die aussah, als bewegten sich zwei schwarz glänzende Käfer, gefolgt von grünen und roten Blattläusen gemächlich von Gratly Hill nach Süden, um am Fuße des Tals nach rechts in Richtung Helmthorpe abzuschwenken.

Langsam wand sich der Trauerzug über die High Street, flankiert von Passanten - Touristen wie Einheimischen -, die ehrerbietig stehenblieben, sich bestürzt abwandten oder ihre Hüte lüfteten. Hier und da sah man gar den einen oder anderen Besucher von außerhalb das Kreuzzeichen schlagen.

Harold Steadman hatte als gläubiger Christ gelebt und den Glauben an Gott als etwas angesehen, was untrennbar verbunden war mit dem Menschen und dessen Taten, die der Welt erst die Form gegeben hatten, an der sein Herz hing. Seine sterbliche Hülle wurde infolgedessen nach altem Ritus zu Grabe getragen, angeführt von einem eigens aus Lyndgarth angereisten Geistlichen.

Es war der wohl bislang heißeste Tag des Jahres, und die buntgewürfelte Trauergemeinde stand entkräftet um das offene Grab, während Reverend Sidney Caxton die althergebrachten Worte sprach: «Mitten im Leben stehend, sind wir dem Tode geweiht; von wem können wir uns Trost erhoffen, wenn nicht von dir, o Herr... Du, der du alle Geheimnisse unseres Herzens kennst, öffne dein barmherziges Ohr unseren Gebeten und verschone uns von dem Übel, o Herr, von nun an bis in Ewigkeit, Amen.» Auf Mrs. Steadmans Wunsch ließ er den 23. Psalm folgen: «Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Wiese und führet mich zum frischen Wasser... Ja, ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir; dein Stecken und Stab trösten mich... Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar. » Es war eine düstere Pastorale, ein seltsam schauerlicher, aber angemessener Abgesang auf einen Mann, der gewaltsam aus dem Leben geschieden war.

Für Sally Lumb - die zusammen mit Hazel, Kathy, Anne und Rektor Buxton die Eastvale Comprehensive School vertrat - war das Schauspiel in der Tat eine höchst bedrückende und unerfreuliche Angelegenheit. Schon allein deshalb, weil das adrette dunkelblaue Kostüm, das sie auf Wunsch ihrer Mutter angezogen hatte, viel zu warm war; die Bluse klebte an ihrem Körper, und die Schweißperlen, die gelegentlich über ihren Rücken rannen, kitzelten wie Spinnenbeine.

Reverend Caxton warf eine Handvoll Erde auf den Sarg und sprach: «Nun, da es Gott, dem Allmächtigen, in seiner großen Güte gefallen hat, die Seele unseres lieben Bruders zu sich zu nehmen, wollen wir seinen Leib der Erde übergeben.»

Um sich die Zeit zu vertreiben, beobachtete Sally verstohlen die übrigen Trauergäste, unter denen Penny Cartwright die bei weitem interessanteste Person darstellte. Sie war von Kopf bis Fuß in Schwarz gehüllt, was einen krassen Gegensatz bildete zu der extremen Blässe ihres Gesichts. Sie trug gerade so viel Make-up, um die dunklen Augenringe zu verbergen und die hohen Wangenknochen zu betonen, die ihr ein tragisch-romantisches Flair gaben.



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