In eisigem Wasser - Island-Krimi by Bates Quentin

In eisigem Wasser - Island-Krimi by Bates Quentin

Autor:Bates, Quentin [Bates, Quentin]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783838705248
veröffentlicht: 2014-04-27T16:00:00+00:00


24. KAPITEL

Montag, 22. September

Der zweitbeste Volvo tuckerte im Morgensonnenschein durch Hafnarfjördur. Auf den Hängen der Esja in der Ferne lag eine hauchdünne Schneedecke wie zur Erinnerung, dass die kurzen Wintertage nicht mehr fern waren. Für Gunna sah der Berg wie ein grüblerischer Koloss aus, und sie konnte die Zuneigung der Menschen, die in seinem Schatten geboren waren, nicht verstehen. Sie fand die Esja wenig eindrucksvoll verglichen mit den dramatischen, steilen Hängen in der Gegend, in der sie aufgewachsen war.

Gunna klapperte einige Taxistände in Grensás und auf der Lækjargata ab, fuhr an den Einkaufszentren vorbei und bewegte sich langsam den Raudarárstígur zum Busbahnhof Hlemmur hinunter, vorbei am Polizeirevier und weiter auf der Hauptstraße ins Stadtzentrum. Dabei hielt sie Ausschau nach Mattis grünem Mercedes und fragte sich, ob sie das Richtige tat.

Sie verließ die Innenstadt und hielt vor der Ampel am Höfdabakki in der Nähe von Taxi Nonnis Hof. Auch dort schaute sie sich nach dem Mercedes um. Gunna überlegte, ob sie hineingehen und sich nach Matti erkundigen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Sie wollte ihm keine Nachricht zukommen lassen, die falsch verstanden werden könnte, wenn sie nicht persönlich übermittelt wurde.

Gunna warf einen Blick auf die Uhr und beschloss, eine Rundfahrt durch den Stadtteil Bakki und durch Kópavogur zu starten, bevor sie abschließend einen Blick auf Mattis Stammlokale im alten Westteil der Stadt werfen wollte.

Der Mittagsverkehr wurde dichter, als sie Kópavogur verließ und auf die Kringlumrarbraut fuhr, um in die Stadt zurückzukehren. Während sie den Flughafen passierte, dachte sie darüber nach, was passieren würde, wenn die Stadt sich mit der Idee durchsetzen und den Inland-Flughafen schließen würde, um so Platz für neue Bauprojekte südlich des Stadtzentrums zu schaffen. Wie sich wohl all die Milliardäre mit ihren kleinen Sommerhäuschen rund um Skildingarnes auf die Invasion in ihr Territorium vorbereiten würden?

»Es wird dazu kommen. Geld regiert die Welt, wie Mum immer gesagt hat«, brummte Gunna vor sich hin und hielt zum zweiten Mal an diesem Tag an der Ampel an der Lækjargata. Sie sah, dass der dortige Taxistand leer war.

»Verdammt. Wohl wegen der Mittagszeit.«

Sie fuhr langsam an den Slipanlagen am Hafen entlang, an denen die Boote zu Wasser gelassen wurden. Danach kam sie an den Überresten des alten Stadtkerns vorbei, wo die mit rostendem Wellblech verkleideten Häuser nach und nach durch moderne Bauten aus Stahl und Glas ersetzt wurden. Am alten Café Kaffivagninn überlegte sie, ob sie dort halten sollte. Doch seit die Büroangestellten das alte Hafenarbeiterlokal am Kai entdeckt hatten, war es vornehmer geworden und hatte an Charme eingebüßt.

Das Grandakaffi dagegen war vom Büroviertel aus nicht zu Fuß erreichbar. Sie parkte auf einem Stück Brachland gegenüber dem Grandakaffi zwischen Taxis, Kleinlastern und einem Bus am Ende seiner Tour. Einen Moment lang bewunderte sie die Trawler mit ihrem blauweißen Anstrich am Kai und hörte einer Gruppe Männer in farbbespritzten Overalls zu. Sie waren in eine freundliche Debatte vertieft, die sie in einer osteuropäischen Sprache führten, während sie von einem halb fertig gestrichenen Schiff aus über das Brachland zum Café gingen. Sie verstummten, als sie Gunnas Uniform bemerkten, und stupsten sich gegenseitig an, als sie an ihr vorbeigingen.



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