I'm a Nurse: Warum ich meinen Beruf als Krankenschwester liebe – trotz allem (German Edition) by Kubsova Jarka & Böhler Franziska

I'm a Nurse: Warum ich meinen Beruf als Krankenschwester liebe – trotz allem (German Edition) by Kubsova Jarka & Böhler Franziska

Autor:Kubsova, Jarka & Böhler, Franziska [Kubsova, Jarka]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2020-08-09T16:00:00+00:00


Mehr Beruf, weniger Berufung wagen

Warum macht man das Ganze überhaupt noch? Warum liebt man diesen Beruf weiter und steht zu ihm, egal, was ist. Aus einem Gefühl der Berufung heraus? Für die Dankbarkeit der Patienten? Jeder hat da wohl einen anderen Grund, seine ganz eigene Motivation. Meine ist: weil dieser Beruf verdammt viel Spaß macht, mich herausfordert, mir Sternstunden beschert, Wachstum – persönlich und kognitiv. Es tut gut, wenn man einen Patienten lächeln sieht, wenn er Danke sagt oder sonst ein nettes Wort. Das freut mich, aber es nicht der ausschließliche Grund, warum ich all das tue, weshalb ich diesen Beruf ausübe. Ich bin gerne für andere da, aber ich opfere mich nicht auf. Ich bin gerne sozial und für andere verantwortlich, aber ich bin kein Samariter. Ich habe einen Beruf, aber keine Berufung. Ich weiß, dass man das gerade in den Pflegeberufen andersherum öfter hört. Und ich weiß, dass manche Kollegen das so sehen und dass sie es so leben. Aber manchmal wird uns diese Haltung zum Verhängnis. Es ist eine Haltung, die uns klein macht, die Forderungen untergräbt. Forderungen nach besseren Bedingungen, nach mehr Gehalt, nach mehr Wertschätzung. Es ist eine Haltung, die nicht nur den Patienten zugutekommt, sondern auch Krankenhausmanagern in die Hände spielt, die natürlich lieber Arbeitnehmer haben, die aus Nächstenliebe arbeiten statt für Geld. Es ist eine Haltung, die den Blick darauf versperrt, was unser Beruf auch ist. Nämlich nicht nur sozial und fürsorglich, sondern vor allem auch: anspruchsvoll, kognitiv fordernd, persönlich fördernd. Dass man nicht nur fleißige Hände braucht und ein großes fühlendes Herz, sondern verdammt noch mal genauso einen flinken, denkenden Kopf. Dass man präzise sein muss, medizinisch gebildet, kompetent, verlässlich. Dass man zur Hochform auflaufen kann im Team, mit den Ärzten, dass man dann Menschenleben retten kann, Komplikationen abwenden, wesentlich zur Heilung beitragen kann.

Wir reden so viel über Pflege bei unserem Beruf, dass der andere, der wesentliche Teil daran manchmal übersehen wird, und das ist die Medizin. Wir arbeiten viel intensiver am Patienten als ein Arzt, öfter, näher, länger. Und wenn wir gut sind, dann können wir Zustände, Verläufe, Diagnosen, Prognosen schon nach kurzem Augenschein erkennen. Und wir können entsprechend handeln. Es ist schön und erfüllend, wenn uns jemand dankbar ist, aber es ist auch wahnsinnig erfüllend, sich selbst als kompetent zu erleben. So geht es mir zumindest. Und ich wette, vielen anderen Kolleginnen auch. Die richtigen Handgriffe sicher auszuführen, die richtigen Schlüsse aus ein paar Parametern zu ziehen, genau richtig zu reagieren – auch das können wir, auch das gehört zu diesem Beruf. Dieser Teil davon kann unheimlich viel Spaß bringen, wenn man das in diesem Zusammenhang so sagen darf. Diese kniffligen Rätsel und Wendungen in Krankheitsverläufen zu durchblicken, sie zu parieren. Ich mache das unheimlich gerne, mich fordert das heraus, mich erfüllt das. Also worum geht es da genau?



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