Hohes Tier by Quint Nadja

Hohes Tier by Quint Nadja

Autor:Quint, Nadja
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: btb
veröffentlicht: 2017-02-11T10:09:54+00:00


Die Kontrolle

Für Verena war es das erste freie Wochenende seit langem. Ihr Freund Christoph hätte gerne das Frühstück ans Bett gebracht, doch das mochte sie nicht – wegen der Krümel. Also holte Christoph samstags frische Brötchen, deckte den Küchentisch und hatte eine ganze Liste von Vorschlägen parat. Verena entschied sich für eine Radtour mit anschließendem Besuch in der Sauna, einem Essen beim Spanier und eine höchst romantische Nacht – und trotzdem: Der polnische Transporter ging ihr nicht aus dem Kopf.

Christoph küsste sie. »Hoffentlich klappt das nächste Woche. Sonst wirst du ja noch unausstehlicher als sonst.«

»Genau. Und du allein musst es ausbaden«, Verena küsste zurück.

Doch die Sorge war unbegründet. Am Montag um acht Uhr zwanzig traf bei Theiß die Nachricht ein: Der weiße Ducato mit dem Kennzeichen ZPL RC23 hatte soeben die Grenze nach Deutschland passiert und fuhr auf der B 104 Richtung Pasewalk.

»Und wer sitzt da drin?«, fragte Verena. »Dieser Andrej Wieczorek?«

»Wissen wir nicht, die polnischen Kollegen haben nur das GPS-Signal. Gut möglich, dass der Wagen bei Papendorf auf die A 20 will. Dann kann sich unsere Autobahnpolizei die Tracking-Daten auf den Rechner holen und an den Ducato dranhängen.«

»Und wir kriegen Bescheid?«

»Ja. Und wenn die noch weiter in unsere Gegend kommen, fahren Sie denen entgegen und machen beim Einsatz mit.« Theiß grinste. »Und nehmen Sie gefälligst den neuen Fünfer. Soll ja nicht aussehen wie bei armen Leuten.«

Keine halbe Stunde später traf die nächste Nachricht ein. Der polnische Kleinlaster fuhr auf der A 20 in Richtung Nordwesten – mit ein paar Kilometern Abstand folgten zwei Streifen der Autobahnpolizei.

Matthias stand in Verenas Bürotür und winkte mit dem Autoschlüssel. »Los geht’s.«

»Wer hat denn die Einsatzleitung bei den Autobahn-Kollegen?«

»PHK Hollmeyer. Ich habe eben noch mit ihm telefoniert. Kennst du den?«

»Guter Mann. Besonnen, aber durchsetzungsfähig. Und sehr erfahren.«

Matthias nickte. »Er will die Sache so deichseln, dass wir bei der Kontrolle dabei sein können. Falls der Ducato weit genug in unsere Richtung kommt.«

Vor dem Dienstgebäude stand ein dunkelblauer BMW aus der Fünferreihe – das jüngste Glanzstück im Fuhrpark der Kripo Stralsund. Verena wusste, wie gern Matthias gefahren wäre. Andererseits war sie die Dienstältere – hatte also mehr Rechte. »Ich übernehme die Hinfahrt, okay? Und du machst den Rückweg?«

Seine Miene sprach Bände. Doch er sagte: »Ja klar. Du freust dich doch schon seit Freitag darauf.«

»Danke, Kumpel.«

»Ehrensache!«, er lächelte verhalten.

Verena fuhr los. Viel Verkehr herrschte nicht auf dem gut ausgebauten Abschnitt der B 96 zwischen Stralsund und dem Anschluss an die A 20 in Süderholz. Kurz vor der Autobahnauffahrt bekamen sie neue Informationen: Der Ducato war an Neubrandenburg schon vorbei und kam ihnen weiter entgegen.

Matthias setzte dem BMW ein Blaulicht aufs Dach. »Ich schalte das aber noch nicht ein, oder?«

»Nein. Wäre zu früh«, Verena trat aufs Gaspedal.

Auf den nächsten Kilometern sprachen sie wenig, Matthias verfolgte die virtuelle Autobahnkarte auf seinem Handy. Als sie den Rastplatz Görmin in südöstlicher Richtung passierten, telefonierte er wieder mit der Einsatzleitung.

»Und?«, fragte Verena.

»Bis jetzt hält der Ducato stramm die Richtung. Wir sollen am Anschluss Gützkow die Richtung wechseln, aber vorm Beschleunigungsstreifen warten. Die Kollegen kommen mit zwei Streifenwagen, und wir schließen uns an.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.