Harris Denise by Sexlust 01

Harris Denise by Sexlust 01

Autor:Sexlust 01
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Marc

Im Dezember 2005 saß ich müde in einem Flieger der United Airlines nach Chicago und wartete vergeblich, dass dieser endlich startete. Aus dem dunklen Abendhimmel stoben Schneeflocken groß wie Taschentücher.

»Ladies and Gentlemen, aufgrund verschneiter Rollbahnen und Tragflächenvereisung wird sich der Abflug von UA Eins-Drei-Zwo nach Chicago O’Hare etwas verzögern. Wir bitten um Verständnis.«

Die Stimme des Kopiloten verlor sich im Wummern der Triebwerke. Auf dem Bildschirm lief der Videoclip zu »Last Christmas«. Den Ton konnte man allerdings nur hören, wenn man sich für einen Dollar fünfzig einen Kopfhörer kaufte. Ich verzichtete dankend darauf.

»Das Boarding ist eigentlich schon abgeschlossen«, hörte ich die Stewardess sagen. Ihr Tonfall klang fast aufsässig. »Ja, dann soll er eben noch an Board kommen.«

Die Flugzeugtür öffnete sich wieder und ein junger, hübscher Kerl schaute herein.

»Danke«, sagte er atemlos und reichte der Flugbegleiterin seine Boardingkarte. Sie deutete zu mir. Nein, bitte nicht, betete ich. Ich hatte mich darauf eingestellt, beide Sitze für mich allein zu haben und nicht mit einem lästigen Sitznachbarn teilen zu müssen.

Der Jungspund hetzte den Gang entlang. Keinen Tag älter als dreißig. Schmutzig blonde Bartstoppeln. Attraktiv. Jung. Viel zu jung. Und dazu dieser lächerliche Cowboyhut. Strahlend blieb er vor mir stehen und verstaute seine Tasche im Handgepäckfach.

»Guten Abend. Ich hätte fast den Flug versäumt, puhhh.«

Ja, wäre besser gewesen. Mir war nicht nach einer Unterhaltung.

Er ließ sich in den Sitz fallen. Sein Blick fiel auf das Video am Bildschirm.

»Ah, ›Last Christmas‹. Sie hätten beim Video konsequent sein sollen und den guten George über einen Kerl singen lassen. Man sollte annehmen dürfen, dass er nicht wegen einer Frau den Kopf verliert.«

Da musste ich zum ersten Mal lächeln. Und es gefiel mir. Sehr sogar.

Anfangs hielt ich sein ständiges Quasseln für ein Anzeichen von Nervosität, aber seine ungezwungene Art zu reden, machte es einem leicht, in die Unterhaltung einsteigen zu wollen.

Nach dem Schneetreiben draußen, dem Verkehrschaos in der Stadt und dem Wetter allgemein, leitete er mühelos zum Grund seines Fluges nach Chicago über. Ich registrierte erst nebenbei, dass wir schon auf dem Weg zur Startbahn waren. Wir hoben ab.

»Ich muss mich nach einem Job umsehen. Ich habe da ein Angebot in Chicago bekommen. Mal schauen.« Er zuckte mit den Schultern und lehnte sich unruhig im Sitz zurück. »Aber umziehen ... ich weiß nicht, ob ich echt aus Portland weg will.«

Er sah kurz zu mir herüber, ertappte sich beim Betrachten meiner Oberschenkel, und fischte den Notfallprospekt aus dem Vordersitz heraus.

»Was führt Sie nach Chicago?« Er tat, als würde er die Notfallmaßnahmen studieren.

Ich musterte ihn. Der Cowboyhut sah wirklich lächerlich aus. Aber das Hemd und die zerrissenen Jeans hatten etwas. Er wirkte fast wie der Kerl von der Marlboro Reklame.

Ich zögerte. »Ich habe geschäftlich dort zu tun.«

Er grinste breit. »Sind Sie Anwältin? Nein, Steuerberatung, richtig?«

»Wie haben Sie das nur erraten?«, strahlte ich. Der Junge lag völlig falsch, aber der Grinser in seinem Gesicht stand ihm in dem Moment so unheimlich gut, dass ich es nicht übers Herz gebracht hätte, mitzuerleben, wie er verschwand. Wenn er nur geahnt hätte, was ich tatsächlich in Chicago trieb.



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