Griechische Mythologie Band 1 (German Edition) by Ludwig Preller

Griechische Mythologie Band 1 (German Edition) by Ludwig Preller

Autor:Ludwig Preller [Preller, Ludwig]
Die sprache: deu
Format: epub, azw
veröffentlicht: 2011-06-21T22:00:00+00:00


II. Nebengötter.

1. Die himmlischen Erscheinungen.

a. Helios.

Helios (ἀβέλιος, ἠέλιος, ἥλιος) ist seinem Namen nach der Leuchtende, der Brennende, da die Vorstellung von dem Sonnenfeuer sowohl den Griechen als den übrigen stammverwandten Völkern eine geläufige war[Fußnote: ἀβέλιος, welche Form sich nach Hesych auf Kreta erhalten hatte, ist ἀϝέλιος, welches auf eine Nebenform αὐέλιος führt, wie sich neben ἠώς lak. ἀβώρ d. i. ἀϝώς und lesb. αὔως erhalten hatte. Beide Wörter sind desselben Stammes wie das ital. aurora und ausel d. i. sol. Die gemeinschaftliche Wurzel ist us brennen, s. G. Curtius Ztschr.f. vgl. Sprachf. 1, 29–31, Grundz. d. gr. Etym. 1, 367. Vgl. Aesch. Pr. 22 ἥλίου φοίβη φλογί. Soph. Tr. 95 φλογιζόμενος – λαμπρᾶ στεροπᾶ φλεγέϑων. Eur. Ion 84 πῦρ τόδ' αἰϑέρος. Phaeth. fr. 776 ϑερμή ἄνακτος φλόξ. Prometheus entzündet seine Fackel am Sonnenrade s. oben S. 72, [Anmerkung 142].]. In der Theogonie gilt er für einen Sohn des Hyperion d. h. des Hochwandelnden, wie er bei Homer noch selbst heißt, und der Prächtigen oder Weitleuchtenden , wie seine beiden Geschwister Eos und Selene (S. 40). Die späteren Dichter pflegen ihn schlechtweg den Titanen zu nennen. In der gewöhnlichen Mythologie ist er neben Apollo und den vielen Helden, welche aus dem Sonnendienste der Vorzeit hervorgegangen waren, eigentlich zwar nur die tägliche oder jährliche Erscheinung der Sonne, wie sie am Himmel auf- und niedersteigt. Doch wurde auch Helios als mächtiger Gott in vielen Gegenden verehrt, vorzüglich in Korinth und seinen Colonieen, auf dem Taygetos zwischen Lakonien und Messenien und dem Vorgebirge Taenaron (überhaupt meist auf Bergen und am Meere), ferner in Elis und am allereifrigsten auf der Insel Rhodos, die sich seiner als ihres uranfänglichen Eigenthümers und als des Urhebers ihrer Geschlechter rühmte[Fußnote: Pind. Ol. 7, 54 ff., Diod. 5, 56, Aristid. Rhod. 1 p. 807 Ddf. u. A. Bei Pindar heißt dieser Helios ὀξειᾶν ὁ γενέϑλιος ἀκτίνων πατήρ, bei Aristid. p. 840 ἀρχηγέτης der Rhodier, vgl. Aesch. Ag. 633 πλὴν τοῦ τρέφοντος Ἡλίου χϑονὸς φύσιν. Kamiros verehrte einen Apollo ἀειγενέτης, τῷ τὸν ἥλιον ἀεὶ γίγνεσϑαι καὶ ἀεὶ γεννᾶν Macrob. S. 1, 17, 34. Bilder des Helios b. Müller-Wieseler D. A. K. 2, 970–972.]. Die rhodischen Münzen zeigen auch sein Bild wie man es sich gewöhnlich dachte und wie es namentlich in dem berühmten Coloß am Hafen ausgeführt war. Ein schöner Gott, kräftig und männlich (nach Pindar schwuren die Männer ihre Liebe beim Helios, die Mädchen bei der Selene), von blühender Jugend, mit strahlenden Augen und wallendem Lockenhaar, das Haar mit einer sprühenden Strahlenkrone oder einem Strahlenhelm bedeckt, um den Leib ein zartes im Luftzuge flatterndes Gewand schimmernd (Hom. H. 31); dahingegen spätere Bildwerke gewöhnlich sieben oder zwölf Strahlen unmittelbar von seinem Haupte ausgehen lassen. Immer gehören zu ihm sein Gespann und seine Rosse, mit welchen der Unermüdliche (ἀκάμας) jeden Tag von neuem seine gefährliche Bahn vollendet: wenn Homer ihrer nicht erwähnt, so kann das nur zufällig sein, da er das Geschirr der Eos kennt[Fußnote: Ihre Rosse heißen Λάμπος und Φαέϑων Od. 23, 244. Der Sonnenwagen wird zuerst erwähnt H. in Merc. 69, Cer.



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