Gekreuzigt by Martin Olden

Gekreuzigt by Martin Olden

Autor:Martin Olden [Olden, Martin]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-02-01T05:00:00+00:00


33

Der Verhörraum des Präsidiums verströmte nicht den Charme, den Steiner als Kind in amerikanischen Krimiserien bewundert hatte. Er war klein, eng und in kaltes, bläuliches Licht gehüllt. Kein Käfig zur Zähmung widerspenstiger Verdächtiger stand in der Ecke, kein Wachtposten mit Maschinenpistole im Anschlag. Es gab auch keinen Einwegspiegel, durch den Polizeibeamte oder Zeugen das Verhör heimlich verfolgen konnten. Es war ein normaler Büroraum mit Tisch und Stühlen sowie Computermonitor nebst Tastatur für den Protokollanten. Die einzige Besonderheit war ein schreiend buntes Gemälde aus den Händen eines Künstlers, den Steiner nicht kannte, und das in Blickrichtung des Beschuldigten an der Wand hing. Sah er während der Unterredung den Verhörleiter an, musste der Verdächtige unweigerlich auf das chaotische Farbenwirrwarr starren, um ihn unsicher und gefügiger werden zu lassen, wie Steiner von einem Polizeipsychologen wusste. Der Verhörleiter hingegen hatte eine einfarbige Wand im Blick, die Ordnung und Klarheit signalisierte.

Es war nach Mitternacht. Thomas Mohr hatte bereits seit mehreren Stunden in dem kargen Raum vor sich hin gebrütet, bis Steiner es an der Zeit fand, sich seinem Hauptverdächtigen anzunehmen.

„Na, du Drecksack? Jetzt biste am Arsch.“

„Soll ich das auch mitschreiben“, fragte Makourek, die Hände auf die Tastatur gelegt.

„Tu, was du nicht lassen kannst“, erwiderte Steiner. „Darin kennt sich unser Bruder gut aus, nicht wahr? Er weiß, wie das ist, wenn man Dinge tut, die man lieber lassen sollte, aber nicht lassen kann.“

Mohr sah ihn mit einer Mischung aus Gelassenheit und Heiterkeit an. „Wie gegen einen Räuber sind Sie mit Schwertern und Knüppeln ausgezogen, um mich festzunehmen.“

„Nein. Du bist kein Räuber. Du bist ein Lügner – und ein Mörder. Du wurdest gesehen, Bruder. Zum Zeitpunkt der Tat, als du angeblich in deiner Zelle gewesen bist. Unser Zeuge schwört, dass du wie ein Wahnsinniger aus dem Feld gerannt bist. Dem gleichen Feld, auf dem wir Beatrice Tauschers Leiche gefunden haben.“

Pater Thomas blieb unbewegt.

„Was hattest du dort zu suchen? Warst du mit Beatrice verabredet? Oder hast du auf sie gewartet?“

„Auch wenn ich es euch sage – ihr glaubt mir ja doch nicht.“

„Versuch‘s doch! Sag zur Abwechslung die Wahrheit. Was wolltest du von ihr?!“, schrie Steiner. „War es ein letzter Versuch, sie zu etwas zu überreden, was sie nicht wollte? Hast du ihr gesagt, was du wirklich für sie fühlst? Du warst in sie verschossen. Du warst geil auf sie. Hör doch auf mit diesem Selbstbetrug und gib es zu! Du hättest alles für sie getan – sogar deinen heiligen Eid gebrochen! Aber sie ließ dich hängen. Um eine Entscheidung zu erzwingen, hast du auf ihrem Schulweg gewartet. Du hast deine große Liebesbeichte abgelegt. Aber sie war nicht daran interessiert. Sie wollte dich nicht. Die Strafe dafür hattest du schon im Kopf!“

Mohr grinste. „Das ist eure Stunde, Herr Kommissar. Jetzt hat die Finsternis die Macht.“

Steiner stand auf und zeigte drohend mit dem Finger auf den Benediktiner.

„Du wusstest, dass sie andere Männer traf. Die Eifersucht hat dich verrückt gemacht. Wenn du sie nicht bekommen konntest, dann sollte sie niemand bekommen. Du hast den Arm um ihren Hals geschlungen und ihr die Kehle zugedrückt.



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