Gegen alle Regeln by Jeffrey Ashford

Gegen alle Regeln by Jeffrey Ashford

Autor:Jeffrey Ashford [Ashford, Jeffrey]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783105610794
Herausgeber: FISCHER Digital
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Das Leichenschauhaus lag in einem alten, baufälligen Gebäude, das innen aber wesentlich besser ausgestattet war, als es von außen den Anschein hatte. Der Pathologe trennte mit einem sauberen Schnitt einen Teil der Kopfhaut vom Schädel des Mannes, den man am Fuße der Klippen bei Basset aufgefunden hatte. Er klappte den dicht behaarten Fleischlappen zur Seite. »Mmh!« murmelte er.

Fusil richtete sich auf. Wenn der Pathologe etwas murmelte, hatte das immer irgendwas zu bedeuten. Er starrte auf den rechteckigen Fleischlappen, der jetzt über dem zerschmetterten Gesicht des Mannes hing. Sein eigener Kopf würde unter ähnlichen Umständen wie eine abgepellte Apfelsine aussehen, dachte er bitter. »Haben Sie was gefunden, Sir?«

Der Pathologe fixierte ihn durch die obere Hälfte seiner Zweistärkenbrille. »Kommt drauf an, was Sie suchen.«

Er hatte vergessen, daß der Mann ein Pedant war. »Ich meine: was für uns von Bedeutung sein kann, Sir?«

»Darauf gibt es drei Antworten, Inspektor: ja, nein oder vielleicht. Je nachdem, was Sie wissen wollen.« Der Pathologe schmunzelte. Er war ein Pedant, aber nicht ohne Sinn für Humor. Er deutete mit seinem Skalpell auf den Hinterkopf. »Hier haben wir eine kleine Fraktur am Haaransatz, die nicht von dem Sturz verursacht wurde. Wir können daraus schließen, daß der Mann entweder einen Schlag auf den Kopf bekommen hat, bevor er abstürzte, oder aber der Kopf ist nach dem Aufprall selbst noch einmal zurückgeprallt und gegen einen harten Gegenstand geschlagen.«

»Was vermuten Sie?«

Der Pathologe ließ sich die drei Fotos von der Fundstelle der Leiche geben und studierte sie. »Ich kann darauf keinen Stein oder etwas Ähnliches erkennen, das die zweite Verletzung verursacht haben könnte. Auch scheint der Körper exakt so zu liegen, wie er aufgeschlagen ist.«

Er reichte Fusil die Fotos. Dem Pathologen war kaum zu widersprechen. Trotzdem konnte ein Foto »lügen«. Braddon mußte also noch einmal befragt werden; vielleicht war ihm am Fundort etwas aufgefallen.

Der Pathologe betrachtete die Fraktur aus mehreren verschiedenen Perspektiven und rief dann den Fotografen. Zu Fusil sagte er: »Nach meiner Meinung – und bedenken Sie bitte, daß diese Meinung unbewiesen ist – hat der Mann den Schlag vor dem Sturz bekommen.«

»Und was für eine Wirkung hätte dieser Schlag dann gehabt, Sir?«

»Er hätte ihn wahrscheinlich bewußtlos gemacht.«

Auch das noch, dachte Fusil verdrossen. Jetzt wo er sich auf den Fall Tarbard/Lowther konzentrieren mußte, bekam er es möglicherweise noch mit einem Mord zu tun.

Der Pathologe untersuchte Rumpf und Gliedmaßen der Leiche. Als er sich die rechte Hand vornahm, rief er Fusil. »Hier ist ein frischer kleiner Einstich. Wahrscheinlich durch einen Nagel oder eine Heftzwecke verursacht. In dem Loch steckt etwas.« Er verlangte ein kleineres Skalpell. Sehr sorgfältig schnitt er dann in das Gewebe der Innenhandfläche und hob mit der Skalpellklinge etwas heraus. »Rost«, murmelte er.

Der Unbekannte hatte sich also an einem rostigen Nagel verletzt, dachte Fusil. Was für eine phantastische Hilfe!



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