Gefangen im Nichts - Kriminalroman by dtv

Gefangen im Nichts - Kriminalroman by dtv

Autor:dtv [dtv]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-09-28T16:00:00+00:00


An der Stelle musste ich aufhören. Es schnürte mir die Kehle zu und für einen Moment war ich wie gelähmt. Ich bekam keine Luft, konnte weder ein- noch ausatmen … und auch nicht schlucken. Ich zwang mich zu einer Bewegung, streckte den Rücken, hob den Kopf und riss den Blick von den schockierenden Worten auf dem Bildschirm … falls es sich um Selbstmord handeln sollte … dass diese Form meines Sterbens in jedem Fall vorgetäuscht ist. Und mit einem unwillkürlichen Zucken der Kehle holte ich plötzlich doch wieder Luft.

Ich saß ein paar Sekunden lang da, atmete durch die Nase – was half, mich zu beruhigen –, und als mein Herz wieder langsamer schlug, füllte ich das Whiskyglas auf, trank ein paar gemäßigte Schlucke und wandte meinen Blick dann wieder auf den Bildschirm.

Darum geht es hier, John. Um deinen Vater. Wie du weißt, hatte ich immer Zweifel an Jims Selbstmord, aber lange Zeit waren sie eben nur das: nicht belegbare Zweifel. Ich konnte nicht beweisen, dass er sich nicht umgebracht hatte. Im Gegenteil, jedes Beweisstück stützte eher diese Deutung. Er hatte einen Abschiedsbrief hinterlassen. Er hatte seine Affäre mit Serina Mayo zugegeben. Er stand unter Korruptionsverdacht. Die Befunde des Pathologen untermauerten einen Selbstmord. Und zudem hatte er den größten Teil seines Lebens unter Depressionen gelitten. Es gab also nichts, das nahelegte, sein Tod könnte etwas anderes als Selbstmord gewesen sein. Aber ich kannte John besser als jeder andere. Wir haben über viele Jahre zusammengearbeitet, wir waren über viele Jahre befreundet. Er war für mich wie ein Bruder. Und ich wusste in meinem tiefsten Innern, dass er sich niemals das Leben genommen hätte.

Ich glaube, ich habe dir irgendwann mal gesagt, dass ich nicht verstehen konnte, wieso sich dein Vater in seinem Arbeitszimmer einschloss, bevor er sich erschoss. Das ergab für mich keinen Sinn. Wieso die Tür abschließen, wenn er sich umbringen wollte? Alice war nicht zu Hause, er musste keine Störung befürchten. Und er wusste auch, dass eine abgeschlossene Tür sie nicht davon abhalten würde, in sein Arbeitszimmer zu gehen, wenn sie zurückkam – im Gegenteil, das hätte sie eher alarmiert. Warum sollte Jim sie in Panik versetzen, noch bevor sie seine Leiche fand? Und was die Theorie angeht, dass Selbstmörder abschließen, um ihre Angehörigen vor dem Schock zu warnen, der sie erwartet … na ja, in einigen Fällen mag das so sein. Aber tief im Herzen wusste ich immer, dass Jim die Tür niemals abgeschlossen hätte.

Und lange war dieses Gefühl das Einzige, was ich hatte.

Doch in den letzten fünf Jahren hatte ich viel Zeit – Zeit zum Nachdenken, Zeit, Fragen zu stellen, nachzuforschen, meinen Verdacht zu erhärten. Und auch wenn ich noch immer keinen unstrittigen Beweis habe, dass Jim ermordet wurde, gibt es doch genügend Indizien. Ob der Indizienbeweis reicht, um nach so vielen Jahren eine realistische Aussicht auf eine Verurteilung zu schaffen, ist eine andere Frage. Aber dein Vater wurde ermordet, John. Daran besteht kein Zweifel. Mick Bishop hat ihn ermordet. Jim war drauf und dran, etwas aufzudecken, das Bishop zu Fall gebracht hätte.



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