Gefaehrliche Geheimnisse by L.J. Sellers

Gefaehrliche Geheimnisse by L.J. Sellers

Autor:L.J. Sellers [Sellers, L.J.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
Herausgeber: AmazonCrossing
veröffentlicht: 2014-09-08T22:00:00+00:00


Kapitel 17

JAMIES HERZSCHLAG SETZTE kurz aus, als sie die Story auf der Titelseite des Lokalteils sah. Raina war plakativ und in Farbe zu sehen, wie sie lächelnd in ihren Volvo stieg. Jamie erinnerte sich an den Tag, als sie das Foto vor Marthas Haus geschossen hatte. Es war Rainas Geburtstag gewesen, und sie hatte zur Arbeit gemusst. Sie spürte ein Vakuum in ihrer Brust und hatte das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. Sie wollte weinen, aber es kamen keine Tränen. Würde sie je wieder ein Bild von Raina ohne diese Empfindungen ansehen können?

Jamie las den ersten Absatz, dann blätterte sie die Seite um. Sie konnte jetzt nichts über Raina lesen, noch nicht. Sie versuchte, an etwas anderes zu denken. Ihr Herz setzte einen weiteren Schlag aus, als ihr mit voller Wucht klar wurde, dass auch ihre Eltern diese Story in der Zeitung lesen würden und dann mit Sicherheit wussten, dass Raina lesbisch gewesen war. Und wenn Raina lesbisch gewesen war, würden sie anfangen, sich Gedanken darüber zu machen, ob auch Jamie es war.

Sie sprang vom Tisch auf und fing an, in der unaufgeräumten Küche hin und her zu gehen.

Und dann? Jamie war das in ihrem Kopf schon Millionen Mal durchgegangen. Das Schlimmste, was passieren konnte, war, dass sie sich von ihr abwandten, sie verleugneten und auch nicht mehr finanziell unterstützten. Jamie hatte versucht, sich ihr Leben ohne die selbstverständliche Geborgenheit ihrer Mutter und die starke Schulter ihres Vaters vorzustellen. Die Vorstellung, niemals wieder nach Hause zu können, raubte ihr den Atem. Würde ihre Tante Sue sich auch von ihr abwenden? Sie wusste, dass ihre Großeltern erst dann wieder mit ihr sprechen würden, wenn sie Buße tat und sich von ihrem homosexuellen Lebensstil lossagte.

Jamie lachte leise. Was für ein Lebensstil? Das Einzige, das ihren Lebensstil von dem anderer junger Frauen unterschied, war, dass die einzige Person, die sie leidenschaftlich geküsst hatte, zufällig eine Frau gewesen war.

Paul kam mit vom Schlaf verquollenen Augen in die Küche. »Worüber lachst du?«

»Nichts. Ich drehe nur gerade etwas am Rad.« Jamie zeigte ihm die Story.

Während Paul den Text überflog, sagte er: »Du hast Angst, deine Eltern könnten das sehen und dich auch für lesbisch halten.«

»Ja.«

»Jamie.« Paul nahm ihre Hände in seine. »Deine Eltern wissen höchstwahrscheinlich schon, dass du lesbisch bist. Sie reden nur nicht darüber, weil es dann für sie real werden würde.«

»Nein.« Jamie löste sich von ihm. »Wenn sie es wüssten, würden sie sich von mir abwenden.« Sie zeigte auf den letzten Absatz. »Wir sollten zu der Mahnwache für Raina gehen.«

»Natürlich.« Paul war einen Augenblick still, während er mit den Tränen kämpfte. Jamie schnappte sich die Kleinanzeigen und ging raus. Wenn Paul zu weinen anfing, würde sie auch weinen. Und sie musste endlich aufhören zu weinen und stattdessen anfangen zu leben.



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