Friesenkunst by Stefan Wollschläger
Autor:Stefan Wollschläger [Wollschläger, Stefan]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2016-03-14T16:00:00+00:00
*
Diederike traf Iba im Hotel-Restaurant Goldener Adler. Ihre Freundin strahlte vor Glück. „Na, dir geht es ja gut.“ Diederike konnte gar nicht anders, als auch zu grinsen.
„Und dir? Wie kommst du mit deinem Mordfall voran?“
„Schleppender, als mir lieb ist. Jetzt erzähl aber endlich von deinem Wochenende.“
„Es war unglaublich! Wir sind erst heute Morgen zurückgekehrt.“ Iba zog den Schlüsselbund aus ihrer Handtasche und wedelte damit vor Diederikes Nase herum. „Ich wohne jetzt bei ihm!“
„Wie bitte?“ Diederike schluckte. „Ist das nicht ein bisschen arg schnell? Ich bin ja schon überfordert, wenn du mir nur davon erzählst.“
„Verrückt, nicht wahr? Ich kann es selbst kaum glauben. Aber wir haben uns von Anfang an prima verstanden und gleich gespürt, dass wir mehr wollen als nur eine Nacht.“
Bei Diederike schrillten innerlich die Alarmglocken, automatisch meldete sich der Schutzinstinkt, den sie in Bezug auf Iba hatte.
„Stell dir vor, er hat dasselbe erlebt wie ich. Seine Frau hat ihn vor drei Jahren betrogen! Seitdem hat er sich auf niemanden mehr eingelassen, ich bin die Erste, bei der er sich wieder geöffnet hat. Weißt du, was er zu mir gesagt hat? ‚Ich habe noch niemals so eine Frau erlebt wie dich. Du hast schon einiges im Leben hinter dir, aber du hast dein Lächeln nicht verloren.‘“
„Schön, dass er dich versteht. Aber daran siehst du auch, wie lange es dauert, um so ein Erlebnis zu verarbeiten. Drei Jahre! Bei dir sind gerade einmal drei Tage vergangen.“
„Darüber haben wir geredet. Ich habe ihm gesagt, dass ich nicht weiß, ob ich mich schon auf eine neue Beziehung einlassen kann. Dass ich noch zu verletzt bin. Dass ich ihn nicht einfach dafür benutzen will, meinen Schmerz abzuladen. Aber er hat gesagt: ‚Und wenn ich es nicht anders will? Du hast alle Freiheiten. No strings attached, fühl dich nicht zu etwas verpflichtet. Lass uns einfach sehen, wie es läuft.‘ Und genau das will ich auch.“
„Aber wie soll denn dein Herz damit klarkommen? Am Donnerstag hast du nur geheult.“
„Ja, und ich habe keine Lust mehr zu weinen. Ich will das Leben genießen. Egge tut mir gut, Diederike! Es ist schön, wieder begehrt zu werden. Ich habe gar nicht gemerkt, wie lange das her war. Bei Jürgen war es nachher nur noch anstrengend, sich für ihn hübsch zu machen und dann doch übersehen zu werden. Bei Egge fühle ich mich endlich wieder wertvoll. Ich will das nicht aufgeben, nur weil ich Angst habe.“
„Du hast also Angst.“
„Natürlich!“ Iba senkte den Blick. „Am Wochenende, wo ich die ganze Zeit über mit Egge zusammen war, war alles gut. Aber vorhin, als er zur Arbeit gegangen ist und ich plötzlich ganz alleine in seinem Haus war, da habe ich Angst bekommen. Was, wenn mein neues Glück auch wieder nur eine Einbildung ist? Was, wenn Egge mich auch belügt und betrügt? Was, wenn Egge auch ein zweites Leben hat? Auf seinem Segelboot habe ich mich so geborgen gefühlt, aber plötzlich war die Haustür zu und alle Sicherheit war wieder verschwunden. Hat mich dieses Arschloch von Jürgen etwa vollkommen beziehungsunfähig gemacht? Darf
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