Friederike von Preußen by Philipps Carolin
Autor:Philipps, Carolin [Philipps, Carolin]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492968430
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 2015-05-11T16:00:00+00:00
Von der Luisenburg zum Friederikenfels, Teplice, 16. Juli 2005
Hier sitze ich also in Teplice, Friederikes Teplitz, im ehemaligen »Salon Europas« und schaue vom Fenster des Hotels »Prince de Ligne« auf den Schlossplatz. Rechter Hand das Stadtpalais der Familie Clary-Aldringen, in dem Friederike zu Gast war und das jetzt ein Museum ist, weiter vorne die Schlosskirche und direkt vor meinem Fenster die Pestsäule, die einer der Grafen aus Dankbarkeit für das Vorüberziehen der Pestepidemie errichtet hat, dahinter die Kavaliershäuschen, in denen Friederike gewohnt hat.
Alle Gebäude einen Steinwurf entfernt und doch unerreichbar. Seit ich vor drei Stunden, zwei Minuten nach der Ankunft, auf dem Hotelparkplatz umgeknickt bin, sitze ich hier mit eingegipstem Fuß. Auch das Heilwasser, das besonders gut für die Gelenke sein soll und das man mir in einer Plastikflasche gebracht hat, hilft nicht bei gebrochenen Gliedmaßen.
16 Jahre (mit Unterbrechungen) verbrachte Friederike die Sommermonate, oft bis in den Herbst hinein, in den verschiedenen meist böhmischen Kurorten: Franzensbad, Karlsbad und Teplitz. Zweimal war sie in Alexanderbad, zweimal in Bad Rehberg und dreimal in Pyrmont.
Auf den Spuren ihrer Kuraufenthalte bin ich seit einer Woche unterwegs. Zunächst Alexanderbad, ehemals Sichersreuth, noch in Deutschland gelegen. Das Wasser der Luisenquelle soll bewirken »eine gewisse Heiterkeit des Gemüts und mehrerer Geschicklichkeit und Munterkeit zu sonst gewohnten Handlungen auch da, wo durch mancherley Arten von geschwindtem Leben die Kräfte erschöpft werden« (1755).
Jedes Heilwasser auf der Reise wird probiert, hatte ich mir vorgenommen, und schon bei der ersten Quelle habe ich Probleme. Es ist sauer und schmeckt nach Eisen, und ohne meinen festen Vorsatz hätte ich bestimmt die nächste Blume damit begossen. Tröstlich ist die Erinnerung an einen Brief Friederikes vom 24. Juni 1805 aus Alexanderbad, in dem sie ihrem Bruder schreibt, dass man ihr jede Anstrengung, sogar das Briefeschreiben, verboten hatte, »weil ich den Eger-Brunnen trinke, und bin nicht gar wohl«. Also liegt es nicht nur an meinem empfindlichen Magen.
Das Felsenlabyrinth der Luisenburg etwas außerhalb der Stadt gefällt mir schon besser. Hier in diesem schon von Goethe begeistert beschriebenen Granitfelsengewirr waren Friederike und Luise mit ihren Kindern 1805 herumgeklettert, hatten auf dem Platz vor dem Felsen, der heute noch Luisensitz heißt, gemeinsam die gegenüberliegende Felsengruppe betrachtet. Drei Felsen schmiegen sich aneinander und heißen »Kleeblatt«.
Auch in Františkovy Láznĕ (Franzensbad), der nächsten Station, in Tschechien gelegen, schmeckt das Wasser so, wie der Name der Quelle verheißt: Egerer Säuerling. Bestandteile: Eisen, Schwefel, Salze. Für einen Euro erhalte ich einen Plastikbecher, gefüllt mit Egerer Säuerling. Früher haben hier Brunnenknechte oder Brunnenmägde das Mineralwasser mit langen Kellen direkt aus der Quelle geschöpft.
»Der Säuerling schmeckt nach Vitriol und Eisen, außerdem hat er auch einen angenehmen sauren Geschmack, der den Mund austrocknet und gleichfalls zum weiteren Trinken treibet«, heißt es in einer Beschreibung aus dem 17. Jahrhundert. Dem kann ich nicht zustimmen, meine Familie nicht, die mich auf dieser Reise begleitet, auch nicht. Vielleicht aber fehlen uns nur die Fenchelsamen und die Orangenschalen, die man dazu kauen soll. Manche raten dazu, eine Mischung aus Wein und Zucker in das Brunnenwasser zu mischen.
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