Folgen einer Landpartie by Bernhard Spring
Autor:Bernhard Spring
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-89812-681-6
veröffentlicht: 2011-11-22T05:00:00+00:00
XVI.
»Das hat nichts zu sagen«, raunte Jakob wie nebenbei und sah aus dem Fenster hinaus. Es war wunderbar, auf das weite Land hinauszublicken. Nicht, dass es keine besseren Aussichten geben würde, eigentlich ließ sich überhaupt nicht viel oder gar Besonderes erblicken. Aber der Blick aus dem Stubenfenster Eichendorffs eignete sich tatsächlich dazu, den Betrachter in das längst vergangene Mittelalter zurückzuversetzen. Da waren die starken Mauern der Neuen Residenz, die einst der Kardinal Albrecht errichten ließ und die sich gewaltig unter Jakob erhoben, davor das kurze Stück Grün und schon folgte der Mühlgraben, der die Stadt Halle von der Außenwelt abschnitt und gegen sie absicherte.
Seltsam, wie sich das andere Ufer des Grabens ausmachte, dachte Jakob. Als wäre die Stadt von einem dichten Wald umgeben, so kam es ihm vor, während er hinab auf den Fürstengarten und die im Süden gelegene Brennholzniederlage sah. Häuser konnte er in der einbrechenden Dunkelheit nur noch weiter im Süden ausmachen, wo sich die Vorstadt Klaustor befand. »Das hat überhaupt nichts zu sagen«, bekräftigte er noch einmal seine Meinung.
Eichendorff hingegen verstand seinen Diener nicht. Er hatte ihn extra aus dem Bett geholt und zu sich in die Stube genommen, um ihm die merkwürdige Neuigkeit mitzuteilen, die er dem abendlichen Gespräch mit Botfeld entnommen hatte, und statt mit ihm über mögliche Rückschlüsse und Zusammenhänge zu grübeln, lehnte sich Jakob aus dem Fenster hinaus, schnupperte in die kühle Brise der beginnenden Nacht und machte seine Entdeckung zunichte.
»Aber ja doch!«, entgegnete Eichendorff aufgebracht, wobei er unruhig durch die geräumige Stube ging. »Krüger ist tot. Verstehst du denn nicht?«
Jakob besah sich seinen Herrn und schüttelte den Kopf. Er verstand tatsächlich nicht, worauf Eichendorff hinauswollte. Dieser ging immer noch ziellos und wild umhergestikulierend durch das Zimmer.
»Was ist, wenn der unbekannte Täter der Seuche zum Opfer fällt, bevor wir ihn ausfindig machen?«, rief er aus. »Was dann?«
Nun verstand Jakob, was Eichendorffs Gedanken beschäftigte. Dieser fuhr sich unablässig durch das Haar. »Ich habe es mir überlegt«, sagte er und schwang den Zeigefinger seiner rechten Hand mahnend durch die Luft. »Wir müssen der Seuche zuvorkommen. Wir müssen zuallererst einmal nach Geusau!«
Jakob schrie entsetzt auf. »Sind Sie des Wahnsinns? Wie können Sie so etwas derartig Verrücktes vorschlagen! Sie haben wohl noch keine Seuche erlebt, dass Sie auf solche übergeschnappten Ideen kommen!«
Eichendorff sah seinen Diener vorwurfsvoll und wehleidig zugleich an. »Aber wir können doch nicht tatenlos zusehen, wie uns der Mörder durch seinen natürlichen Tod entkommt! Im Gutshaus! Ausgerechnet! Nicht im Dorf, nicht im verdammten Nachbarort, nein! Mitten in der Mördergrube selbst! Ich muss Botfeld dazu bringen, uns erneut einzuladen, oder wir machen eine Landpartie nach Frankleben und reiten dabei über Atzendorf und Geusau…«
Jakob traute seinen Ohren nicht. Er stürzte sich Eichendorff in den Weg und hielt den Umhergehenden fest bei den Armen. »Das kann nicht Ihr Ernst sein, mit Verlaub!«, rief er inbrünstig. »Das Gebiet wird von einer tödlichen Seuche heimgesucht, es ist unzugänglich.«
Eichendorff war den Tränen nahe. »Aber die Seuche nimmt uns den Mörder!«, jammerte er.
Jakob sah ihm fest in die Augen. »Dann sehen Sie die Seuche doch meinetwegen als gerechte Strafe Gottes an, die den Schuldigen bewusst richtet.
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