Fluch der Schatten by Mia Talbot

Autor:Mia Talbot [Talbot, Mia]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783848267910
Herausgeber: Books on Demand
veröffentlicht: 2014-10-20T16:00:00+00:00

Vuk war in Gedanken bereits bei Cosmo, und ein flaues Gefühl stieg in ihr auf. Was wird er wohl sagen? Will er überhaupt mit mir reden? Vielleicht hat er auch nur angerufen, um mir zu sagen, dass ich auf Nimmerwiedersehen aus seinem Leben verschwinden soll.

„Werde ich dich wiedersehen?“, riss sie Austins unsicher gestellte Frage aus ihren Gedanken.

„Hm, was?“, fragte Vuk, die nicht wirklich hingehört hatte, noch einmal nach und sah Austin mit traurigem Blick neben sich stehen. Sie standen vor den Gleisen der Linie L. Die Bahn sollte in wenigen Minuten eintreffen.

„Ja, das wäre sehr schön, Austin. Ich möchte dich sehr gerne wiedersehen“, traute sie sich, ihm ihre Zuneigung zu gestehen und lächelte ihn verliebt an. Austins Gesicht erhellte sich prompt und strahlte auf. Seine Augen funkelten vor Freude über Vuks Antwort.

„Warte hier, ich bin sofort wieder zurück“, sagte er, küsste sie dabei und lief, nachdem er einen kleinen Sprung zur Seite gemacht hatte, aufgeregt davon. „Fahr nicht ohne mich, es dauert nur eine Minute“, rief er aus der Entfernung noch einmal hinterher und verschwand im Wartebereich des U-Bahnschachtes um die Ecke in Richtung des Kiosks. Vuk strahlte vor Glück und versuchte, die gleichzeitig damit verbundene Verlegenheit hinter ihrem dicken Wollschal vor den anderen Wartenden zu verbergen. Doch niemand nahm Notiz von ihr.

„Schaut sie euch an. Sie ist glücklich. Sie denkt, sie hat das große Los gezogen. Armes Ding, armes Ding“, zischelte es plötzlich und so unvermittelt neben Vuks Ohr, dass sie vor Schreck einen Satz zur Seite macht und angsterfüllt aufschrie. Die Passanten um sie herum schenkten ihrem Verhalten keine Beachtung. Vuk war starr vor Entsetzen. Die letzten Stunden waren so schön gewesen, dass sie die Bedrohung durch die Wesen völlig vergessen hatte. Doch jetzt war alles wieder voll da und Vuks Herz schlug vor Angst bis zum Hals. Hilflos schaute sie sich um, um wegzurennen, doch die Wesen, deren fauliger Geruch und deren verzerrte Körper den gesamten Wartebereich auszufüllen schienen, bewegten sich langsam und zielstrebig aus allen Richtungen auf sie zu.

„Jetzt ist es vorbei mit dir. Jetzt entkommst du uns nicht nochmal“, hörte Vuk die hasserfüllten Worte der Stimmen, die nach ihr trachteten, wie eine Fanfare. Sie schrie auf vor Entsetzen. Ihr Schrei war gellend und voller Angst, wie sie sie noch nie zum Ausdruck gebracht hatte. Vuk schrie um ihr Leben, doch niemand schien sie zu hören, niemand bewegte auch nur seinen Kopf in ihre Richtung. Sie war völlig auf sich gestellt und fühlte, dass es diesmal keinen Ausweg gab. Plötzlich wurde es laut. Die U-Bahn, auf die sie gewartet hatten, fuhr ein und erzeugte ein donnerndes Getöse und schrilles Bremsenquietschen auf den Stahlschienen. Für den Bruchteil einer Sekunde lenkte die einfahrende Bahn Vuk von ihrer Situation ab. Plötzlich traf sie ein heftiger Schlag im Rücken und wirbelte sie willenlos durch die Luft. Vuks Körper flog geradewegs auf die Gleise zu. Das alles geschah so schnell, dass ihr kein Raum blieb zu begreifen, was passierte. Sie sah die Wesen und den U-Bahnschacht an sich vorbeirasen. In dem

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