Finsterhain by Diegelmann Zeno

Finsterhain by Diegelmann Zeno

Autor:Diegelmann, Zeno [Diegelmann, Zeno]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi/Thriller
Herausgeber: Aufbau
veröffentlicht: 2014-11-20T23:00:00+00:00


20.

Sie hatte ihm alles gesagt.

Alles, was er wissen wollte.

Dennoch war ihr klar, dass er sie nicht verschonen würde.

In dem Moment, als sich dieser riesige Kerl mit der Narbe auf der Stirn an ihr vorbei ins Zimmer gedrängt hatte, war ihr bewusst gewesen, dass das irgendwas mit der Sache zu tun haben musste, wegen der sie der Kommissar besucht hatte. Dabei hatte sie sich das erste Mal seit langer Zeit sicher gefühlt, als ihr der Kommissar gesagt hatte, dass er auf sie aufpassen würde. Sie spürte die Kanten der Visitenkarte, die sie sich in ihren BH gesteckt hatte, auf ihrer Brust. Von wegen Ich passe auf dich auf. Wo war er jetzt? Hatte er ihr das nur zu ihrer Beruhigung gesagt, und in Wirklichkeit interessierte sie ihn einen feuchten Dreck?

Natürlich.

Sie war nur eine Hure.

Es war nicht das erste Mal, dass sie auf die Worte eines Mannes hereingefallen war. Wie konnte sie immer nur so naiv sein?

Ängstlich blickte sie zu Boden. Vor dem Bett breitete sich eine große Blutlache über dem Fußboden aus. Nancy hatte keinen Zweifel daran, dass der Freier tot war. Nachdem der Kommissar das Apartment verlassen hatte, war er direkt zu ihr gekommen. Diesen einen wollte sie noch machen, dann hätte sie alles zusammengepackt und wäre untergetaucht. Es hätte schnell gehen sollen. Wie immer. Er war ein Stammkunde, der öfter in seiner Mittagspause vorbeikam und meist nach einer kurzen Nummer verlangte. Gerade als er sich entkleidet und sich bereits auf das Bett gelegt hatte, hatte es nochmals an der Tür geklingelt. Eigentlich öffnete Nancy nie die Tür, wenn ein Kunde bei ihr war. Aber sie glaubte, dass Seeberg noch eine Frage hatte oder sie zu ihrem eigenen Schutz doch direkt mitnehmen wollte. Irgendwie hatte sie darauf gehofft. Sie hätte auch nicht gezögert, ihrem Kunden das Geld zurückzugeben und mit dem Kommissar zu gehen. Sie hatte ihm vertraut. Er war nicht so herablassend wie die anderen Polizisten, die sie kannte. Außerdem fühlte sie sich in seiner Gegenwart sicher und geborgen. Der Kommissar verkörperte sowohl den fürsorglichen Vater, den sie nie hatte, als auch die Art von Mann, für die sie von jeher eine Schwäche hatte und in die sie sich immer zu verlieben drohte. Daher war sie so unachtsam gewesen, die Tür zu öffnen, ohne vorher durch den Spion zu sehen. Als sie die Klinke nach unten gedrückt hatte, war ihr sofort die Tür entgegengeflogen und hatte sie an der Stirn getroffen. Taumelnd war sie in den Flur gestürzt und hatte sich gegen die drohende Ohnmacht gestemmt. Ohne zu zögern, fiel der Eindringling wie ein tollwütiger Hund über sie her.

»Was wollte der Kommissar von dir?«, fragte der Mann, der groß wie ein Baum über ihr thronte. Als sie nur ein jämmerliches Wimmern hervorbrachte, traf sie eine krachende Faust im Gesicht. Sie glaubte, ein Knacken zu hören, als ihre Nase brach und Blut daraus hervorschoss. Die Bilder verschwammen vor ihren Augen, und sie rang nach Luft. Ihr Kunde war durch den Krach aufgeschreckt worden und war ihr zu Hilfe geeilt. Erstaunt schaute er zunächst zu ihr auf den Boden herunter, dann zu dem Kerl.



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