Finnisches Blut by Taavi Soininvaara

Finnisches Blut by Taavi Soininvaara

Autor:Taavi Soininvaara [Soininvaara, Taavi]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
ISBN: 9783746622828
Herausgeber: Weltbild
veröffentlicht: 2007-01-14T23:00:00+00:00


32

Jussi Ketonen ging auf dem Flur in der vierten Etage der Ratakatu 12 hin und her und entspannte seine Hände unter den Hosenträgern, Musti trottete neben ihm her. Er suchte jemanden, mit dem er sich unterhalten konnte. Büroarbeit mochte Ketonen nicht, und deshalb versuchte er immer, sein Zimmer zu verlassen und unter Menschen zu kommen, wenn die Situation das zuließ. Alle Räume auf dem Flur waren jedoch leer. Die Männer saßen bei Besprechungen oder befanden sich im Einsatz. Die Artikel zum Formel-1-Rennen in Belgien am Wochenende hatte er auch schon alle gelesen. Ihm fiel nichts ein, was er tun könnte.

»Jussi! Telefon!« rief Ketonens Sekretärin am Ende des Ganges.

Ketonen lief so schnell in sein Zimmer, daß die Schlüssel in seiner Tasche klirrten. Die alte Musti rannte ihrem Herrchen glücklich hinterher. Die Sekretärin betrachtete amüsiert, wie das Maskottchen der SUPO-Mitarbeiter ausgelassen den Flur entlangsprang. Schnaufend nahm Ketonen den Hörer ab. Das Übergewicht behinderte ihn jetzt schon bei normalen Bewegungen.

»Hier Raimo Siren, einen schönen guten Tag«, sagte der Generalmajor freundlich. Er hätte sich gewünscht, daß jemand Chef der Sicherheitspolizei wäre, mit dem man leichter umgehen konnte als mit Ketonen. Irgendeiner der zahlreichen Jasager, die er kannte und die nicht imstande waren, selbst Entscheidungen zu treffen, sondern die Meinung der Autoritäten übernahmen. Jussi Ketonen war zu Sirens großem Ärger keiner von denen, die beim Skilaufen immer der Spur anderer folgten.

»Ich wollte dir für den Bericht von heute morgen danken. Der war viel umfassender als Vairialas Liste. Ich habe ihn Pekka gezeigt, und der hat verlegen gemurmelt, er werde die ihm unbekannten Namen auf deiner Liste überprüfen. Vielleicht hätte ich ihm nicht erzählen sollen, daß ich mich an dich gewandt habe, aber ich dachte mir, daß ihm ein kleiner Denkzettel nicht schaden kann. Da wird er künftig wohl etwas genauer arbeiten«, sagte Siren zum Schluß seiner Geschichte.

»Wir machen doch nur unsere Arbeit. Hat Vairiala noch mehr über diesen Schwarzhandel mit Waffen der russischen Armee gesagt? Wie du sicherlich bemerkt hast, habe ich diese Gerüchte nicht kommentiert. Es sieht nämlich ganz danach aus, als wäre das nur eine Ente. Ich würde gern erfahren, woher Vairiala solche Gerüchte gehört hat«, erwiderte Ketonen in scharfem Ton.

Siren erschrak. Ketonen durfte sich nicht zu sehr für die Sache interessieren. »Die ganze Geschichte ist vermutlich in der Tat nur eine Ente. Pekka meinte, seine Leute von der Aufklärung seien wahrscheinlich getäuscht worden. Aber ich verspreche, mich zu melden, wenn ich etwas höre. Ganz im Sinne einer Koordinierung«, sagte Siren und beendete das Gespräch, bevor Ketonen zu weit mit in dieses Durcheinander hineingezogen wurde.

Mit dem Anruf wollte er eigentlich vorsichtig sondieren, ob Ketonen seine Geschichte vom Vorabend glaubte, und sich vergewissern, daß der Mann keine übereifrigen Maßnahmen ergriffen hatte. Es war ja auch nichts über den Entführer von Ratamo bekannt. Hinter Ketonens alltäglicher Wesensart steckte ein laserscharfer Verstand, Siren hatte schon vor Jahren gelernt, deswegen auf der Hut zu sein.

Ketonen hatte einen ruhigen Eindruck gemacht, aber seine Fragen bereiteten Siren Kopfschmerzen. Hatte Ketonen irgendeinen Verdacht? Siren dachte eine Weile darüber nach, kam aber dann zu dem Schluß, daß Ketonen niemand anderen verdächtigen könnte als Vairiala.



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