Feuerdämmerung: Das Grab der Märtyrerin by Marc Collins

Feuerdämmerung: Das Grab der Märtyrerin by Marc Collins

Autor:Marc Collins
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2023-07-04T07:50:14+00:00


Kapitel vierundzwanzig

Der gerechte Lohn der Toten

Geschenke des Großvaters

Brennender Himmel

Weryn sah zu, wie eine weitere Prophetin, eine seiner Schwestern, mit dem Gesicht nach unten in den stinkenden Schlamm fiel und zertrampelt wurde. Sieben waren bereits gestorben. Sieben heilige Seelen, die beim langen Marsch zu den Mauern dem Hunger der Meister geopfert worden waren. Während die Titanen gekämpft und verloren hatten, war er da gewesen, hatte beobachtet und die Verluste verfolgt, die der verhasste Feind unter den Kindern forderte. Doch nun waren die Maschinen tot und es stand nicht mehr viel zwischen dem Kult und seinem Ziel.

So hatte er sich das nicht vorgestellt – nicht einmal in seinen fiebrigsten Träumen. Es hätte eine freudige Sache sein sollen, befreit zu werden; sie würden den Ausbeutungen durch rücksichtslose Institutionen entgehen. Sie würden zur Rechten des Großvaters regieren. Als er die leere Hülle betrachtete, die einst seine Freundin und Kollegin gewesen war, konnte sich Weryn das versprochene Paradies kaum vorstellen. Er griff mit einer blassen, zitternden Hand nach ihr und drehte ihre Leiche um.

Weryn keuchte. Die Prophetin war nur noch eine verkümmerte Hülle, ihre Haut geschwärzt und verschrumpelt, ihre Augenhöhlen leer. Ihre Glieder waren gebrochen und durch reine psionische Boshaftigkeit auf unmögliche Weise verrenkt. Er blickte auf, sah durch die Reihen der vorrückenden Kultisten und Astarteskrieger und erblickte den Architekten des Unheils.

Pustrus schwebte in der Luft und kleine Blitze verbanden ihn mit dem Boden. Unter seiner fahlen, eingefallenen Haut zuckte es, als Würmer und Maden aus seinen Wunden krochen und über seine zerstörte Rüstung und Robe aus menschlicher Haut. Als der Zauberer seinen Blick auf Weryn richtete, war er leer und hungrig. Er grinste ihn an und seine Zunge hing schlaff über abgebrochenen und verkümmerten Zähnen heraus.

»Du fühlst es, oder, kleiner Prophet? Den Sog von Großvaters Liebe?«

»Ich fühle …«, sagte Weryn mit belegter Stimme. »Ich fühle mich schwach.«

»Weil du schwach bist«, sagte Pustrus lachend. »Ihr seid alle schwache, kleine Kreaturen. Spielzeug, das wir benutzen und entsorgen können, wie es uns gefällt. Und ihr akzeptiert es, weil es unser Gott will und weil der Pilger euch Erlösung versprochen hat. Also kriecht und bettelt ihr, betet und sterbt. Mehr Mulch für den Garten. Durch euer Opfer wird der Schleier geschwächt, durch ihren Tod werden die Instrumente unseres Gottes beschworen und durch eure Arbeit werden die Tempel der Lügen des Falschen Imperators einstürzen.«

»Wir sind nur Menschen«, wimmerte er. Seine Haut kribbelte vom Energiefluss, der durch Pustrus großes Wirken verursacht wurde. Er spürte, wie seine Knochen unter dem Blick des Zauberers schwächer wurden, als sich etwas in seinen Eingeweiden zusammenzog und wieder entspannte. Würde er den Blick abwenden, dann würde er sterben, doch wenn er die numinose Kreatur der Verwesung und des Verderbens weiter ansah, dann würde er sich übergeben.

»Nur Menschen …« Pustrus legte den Kopf schief, als er über die Worte nachdachte. »Ja, das seid ihr. Doch in einem seit Langem vergessenen, mythischen Zeitalter kam der Primarch zu uns. Er nahm die, die nur Menschen waren, und gab ihnen eine Bestimmung. Er führte sie an, doch es waren Menschen, die die Festungen der Lehensherren stürzten und ihren Kameraden Hoffnung gaben.



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