Ferngesteuert by Andy McNab
Autor:Andy McNab
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Tags: Thriller
Herausgeber: Blanvalet
veröffentlicht: 2011-11-29T23:00:00+00:00
Sie mußte fast rennen, um mit mir Schritt zu halten. Wir erreichten die Durchfahrt und hatten das unbebaute Gelände vor uns. Hier war es dunkel, und sie bekam es allmählich mit der Angst zu tun. Sie wollte nicht mehr recht mit. »Wohin gehen wir, Nick?«
»Du willst doch Spion spielen, nicht wahr?« fragte ich aufgeregt flüsternd. »Stell dir vor, du bist als Power Ranger mit einem Geheimauftrag unterwegs.«
Wir überquerten das unbebaute Gelände und erreichten den Maschendrahtzaun. Ich behielt ihre Hand in meiner, und Kelly hielt tapfer Schritt; wahrscheinlich fand sie langsam Spaß an ihrer neuen Rolle.
Wir kamen zu meiner Reisetasche. Ich griff nach dem Overall und sagte: »Den muß ich anziehen, weil er ein spezieller Overall für Spione ist.« Kellys Gesichtsausdruck veränderte sich, als sie den blauen Overall sah. Mir wurde schlagartig klar, daß sie eine Verbindung zu den Männern hergestellt haben mußte, die bei Kev gewesen waren. »Daddy trägt sie auch. Und du mußt auch wie eine Spionin aussehen. Komm, zieh deinen Mantel aus.« Ich kehrte das dunkle Futter nach außen und forderte sie auf, ihn so anzuziehen. Das gefiel ihr.
Ich hob die Tasche auf und hängte sie mir über die Schulter. Ich zeigte auf das Gebäude. »So, wir gehen jetzt langsam dort hinüber.«
Wir erreichten die Paletten, und ich stellte meine Tasche wieder dort ab, wo sie zuvor gestanden hatte. »Okay?« fragte ich mit hochgerecktem Daumen.
»Okay.« Auch Kelly reckte einen Daumen hoch.
»Siehst du das Ding dort oben? Wenn es dich sieht, heult eine Sirene los, und gleichzeitig leuchten Scheinwerfer auf, und dann sind wir verloren. Deshalb darfst du auf keinen Fall auf die andere Seite der Tasche gehen, okay?« Ich zeigte auf die abgestellte Reisetasche.
»Okay.« Noch mal ein hochgereckter Daumen.
Ich lehnte die Palette wieder an die Außenwand des Gebäudes und zeigte ihr, was sie tun sollte. Ich hörte, wie sie dabei kleine Grunzlaute ausstieß. Sie stemmte sich wie gezeigt gegen die Paletten und glaubte vermutlich, Geräusche von sich geben zu müssen, wenn sie schon körperlich arbeitete.
Ich zog den Reißverschluß der Tasche auf, holte das Uhrwerk und den halben Eierkarton heraus und steckte den Minutenzeiger in die Hülse aus Klebstreifen. Ich drückte sie leicht zusammen, damit er festsaß.
Kelly stemmte sich noch immer gegen die Paletten, und ich forderte sie auf, sich eine Pause zu gönnen. Wenigstens war sie eifrig bei der Sache. Sie beobachtete mich, als ich mein improvisiertes Gerät auf den Boden legte und zwei Gummibänder über mein Handgelenk streifte.
»Paß auf, jetzt kommt ein Zaubertrick!«
Sie nickte, als überlegte sie gerade wieder, wie ich’s geschafft hatte, die Fernbedienung des Fernsehers unwirksam zu machen.
»Kann’s losgehen, Kelly?«
»Fertig.«
»Gut, dann los!«
Ich stieg langsam über die Paletten hinauf und versuchte mein Gewicht möglichst gleichmäßig zu verlagern, damit Kelly nicht viel zu halten brauchte.
Auf dem oberen Rand der zweiten Palette stehend hatte ich den Bewegungsmelder in Reichweite. Ich preßte das Uhrwerk mit dem Eierkarton an die rauhe Außenwand des Gebäudes und führte es langsam nach rechts, bis es sich ungefähr fünfzehn Zentimeter vor und unter dem Sensor befand. Dort hielt ich meine Konstruktion fest. In dieser Haltung würde ich einige Minuten lang verharren müssen.
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