Felix Mendelssohn Bartholdy by Martin Geck
Autor:Martin Geck [Geck, Martin]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783644553811
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2015-11-26T16:00:00+00:00
«Rheinwein trank er vorzüglich gern obwohl immer mäßig.»
Robert Schumann: Erinnerungen an Felix Mendelssohn Bartholdy. Zwickau 1948, S. 51
Auf dem ersten Höhepunkt seines Ruhms sehnt er sich nach Ruhe, geradezu nach Geschäftslosigkeit[17]; vermögend genug ist er allemal nach dem Tod des Vaters, den er als jähen Verstoß aus gewohnter strenger Geborgenheit erlebt hat. Robert Schumann bemerkt in diesem Kontext an Mendelssohn Bartholdy «einen Zug von Trauer» über die Vergeblichkeit allen Tuns.[18] Immerhin erfreut er sich seines jungen Eheglücks. In der netten, neuen, bequemen Wohnung in Lurgensteins Garten mit freier Aussicht über Gärten und Felder und die Stadttürme fühlt er sich so behaglich glücklich, so ruhig und froh […] wie niemals wieder seit dem elterlichen Hause.[19]
Er liest seiner bildschönen Gattin die Szene zwischen Odysseus und der sicherlich nicht weniger schönen Nausikaa in der Hexameter-Übersetzung von Johann Heinrich Voß vor und kann Freund Klingemann schon am 7. Februar 1838 die Geburt des Sohnes Carl melden. Ihm folgen Marie (1839), Paul (1841), Felix (1843) und Lili (1845). Carl wird einmal Professor für Geschichte und wegen seiner radikaldemokratischen Neigungen zu einem Rebell der Familie werden, später seelisch erkranken; Paul wird als studierter Chemiker die Weltfirma «Agfa» mitbegründen.
Die junge Ehefrau, die ihren Gatten um nur wenige Jahre überleben wird, spricht Französisch wie ihre Muttersprache, ist schöngeistig interessiert und malt. «Sie war eine jener süßen weiblichen Erscheinungen, deren stiller und kindlicher Sinn, deren bloße Nähe auf jeden Mann wohlthuend und beruhigend wirken musste», erinnert sich Eduard Devrient und fügt hinzu: «Sie sprach wenig und niemals lebhaft, mit einer leisen sanften Stimme.»[20] «Mad. Mendelssohn brennt so ruhig wie eine Wachskerze. Ein sonderbares Bild», notiert Robert Schumann anlässlich der ersten Soiree nach seiner Heirat und bemerkt anschließend über seine Clara, «daß sie auch ordentlich wie gebadet und frisch und heiter war» und «in ihrem Häubchen ganz fein aussah».[21]
Dass Cécile ihres Mannes beständige Reisen nicht ohne Unruhe verfolgt hat, versteht sich fast von selbst. Hatte sie Grund zur Eifersucht angesichts eines Gatten, der sich ständig in Gesellschaft bewegte, überall umschwärmt wurde? Es gibt dafür keine besonderen Anhaltspunkte. Vor seiner Verheiratung hat Mendelssohn Bartholdy in England gewiss die eine oder andere Romanze erlebt; die kunstsinnige Mary Alexander, seit 1833 verheiratete Crompton, schrieb ihm bis 1844 eine ganze Reihe verhalten-leidenschaftlicher Briefe, die man heute in den Grünen Büchern nachlesen kann. In Düsseldorf gab es laut Eric Werner eine «enge Beziehung zu einer verwitweten Aristokratin»[22]; derselbe Forscher erwähnt eine Miss Louise Bendinen, deren Gesellschaft Mendelssohn Bartholdy bei einem späteren London-Besuch so auffallend bevorzugt habe, dass ein Freund zur Mäßigung riet.[23]
Kann man dergleichen getrost auf sich beruhen lassen, so gibt es Grund zu bedauern, dass die Schwägerinnen Cécile und Fanny einander zwar mit großer Höflichkeit begegneten, jedoch nichts miteinander anfangen konnten. Fanny hatte den geliebten Bruder und einzigartigen Vertrauten in Sachen Kunst weitgehend schon 1829 verloren, als Felix das elterliche Haus verließ. Dessen Eheleben erschwerte dann den Kontakt zusätzlich; der Bruder hat darunter höchstens unterschwellig, die Schwester trotz verständnisvollem Mann und begabtem Sohn Sebastian unverhüllt und heftig gelitten.
Obwohl als Dirigent, Solist und Organisator stark
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