Falschmalerei by Dietrich Weichold

Falschmalerei by Dietrich Weichold

Autor:Dietrich Weichold
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Silberburg Verlag
veröffentlicht: 2011-12-31T16:00:00+00:00


19

Kupfer war äußerst diskret. Er rief von seinem Handy aus in Stampfers Firma an. Die Chefsekretärin meldete sich und sagte, Herr Stampfer befände sich in einer sehr wichtigen geschäftlichen Besprechung und könne momentan nicht gestört werden.

»Dann richten Sie ihm doch bitte aus, Kriminalhauptkommissar Kupfer müsse ihn dringend in einer äußerst wichtigen persönlichen Angelegenheit sprechen. Es sei so dringend, dass es keinen Aufschub dulde.«

Die Sekretärin nahm dies etwas gereizt entgegen, versprach aber, der Bitte umgehend nachzukommen. Es dauerte keine fünf Minuten, bis Stampfer zurückrief.

»Ja, ich kann es mir denken, worum es sich handelt ... ja, ich habe es in der Zeitung gelesen ... es tut mir so leid ... Fotos? Was für Fotos? ... selbstverständlich ... natürlich ... ja, ich mache es heute noch möglich ... zwischen vier und fünf.«

Schon kurz nach vier ließ er sich bei Kupfer melden. Stampfer begrüßte ihn aufgeregt freundlich, als er ihn an der Pforte abholte. Schweigend folgte er ihm mit einem halben Schritt Abstand, kam auf der Treppe ins Schnaufen und wischte sich erst einmal den Schweiß von der Stirn.

»Ein Glück, dass es hier an der Nordseite nicht ganz so heiß ist«, versuchte Kupfer ihm eine Brücke zu bauen, obwohl es keinen Zweifel daran gab, dass Stampfer nicht nur wegen der Temperatur ins Schwitzen gekommen war.

»Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie nicht zu mir nach Hause gekommen sind«, schnaufte Stampfer und setzte sich.

»Schon recht, wir wollen mit der Sache so wenig Wind machen wie möglich. Wie ich schon sagte, haben wir in Frau Reicherts Wohnung Fotos gefunden, die uns möglicherweise etwas Aufschluss über ihren Umkreis geben. Und auf einigen dieser Fotos sind Sie drauf. Hier, schauen Sie.«

Damit schob er ihm das Foto von der Geburtstagsfeier zum Vierzigsten hin. »Sie verstehen sicher, dass ich Sie nach Ihrem Verhältnis zu Frau Reichert fragen muss.«

Stampfer rieb sich verlegen das Kinn.

»Herr Stampfer, es bleibt unter uns.«

»Das ist schon länger her«, begann er zögerlich, als müsste er sich besinnen. »Frau Reichert war ursprünglich die Sekretärin eines Geschäftspartners hier in Böblingen, der auch im Golfclub ist. Und wie das halt so ist, hat man mal einen Abschluss gefeiert und auch mal gemeinsam eine Messe besucht, ja ... und dann halt ...«

Kupfer sagte nichts und wartete.

»Ich war ja nicht der Einzige bei ihr«, entschuldigte sich Stampfer. »Wie sie dann wegen der Pleite meines Partners bei Wels angestellt war, da lief mindestens noch etwas mit dem Wels. Vielleicht hat sich Wels’ Ex sogar wegen dieser Affäre scheiden lassen. Aber das weiß ich nicht genau. Die Erna war halt nett und unkompliziert.«

»Also Sie und Wels waren ihre Liebhaber?«

»Ich schon lang nicht mehr. Und das ging auch nicht lang. Meine Frau wurde misstrauisch. Herr Kupfer, ich muss Sie noch mal um äußerste Diskretion bitten. Meine Frau darf von diesem Foto nichts erfahren, auch wenn das schon fünf Jahre her ist. Meine Frau ist krankhaft eifersüchtig, und wenn sie sich scheiden lässt, bin ich pleite. Sie macht mir jetzt schon laufend Vorwürfe wegen dieser Fälschungen, die mir Wels aufgeschwätzt hat. Wenn jetzt noch irgendetwas dazukommt, weiß ich nicht, was passiert.



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