Erica Falck & Patrik Hedström 11 - Kuckuckskinder by Läckberg Camilla

Autor:Läckberg, Camilla [Läckberg, Camilla]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783843728805
Herausgeber: Ullstein eBooks
veröffentlicht: 2022-12-29T00:00:00+00:00

* * *

Patrik hatte sich ein Stück von den Häusern entfernt und blickte auf das Wasser, ohne wirklich wahrzunehmen, was er sah. Müdigkeit überkam ihn in Wellen. Es war erst früher Abend, und sie waren seit dem späten Vormittag hier, aber die hoch konzentrierte Arbeit hatte ihn ausgelaugt. Er wusste jedoch, dass er noch ein paar Stunden durchhalten musste.

Seine Kollegen hatten auch eine Pause gemacht und warteten auf dem Hof zwischen den Gebäuden auf ihn. Er brauchte noch einen Moment für sich, bevor er zu ihnen zurückgehen und weiterarbeiten konnte.

Patrik atmete tief ein und ließ die frische Meeresluft in seine Lunge strömen, bevor er zum Haupthaus zurückkehrte. Wie oft er es an diesem Tag schon betreten hatte, wusste er nicht mehr. Er nahm Martin mit hinein und ließ Paula und Gösta draußen stehen. Da keine Probleme zu erwarten waren, mussten sie nicht zu viert hineingehen.

»Rickard. Tilde. Wir möchten Sie bitten, uns in die Dienststelle in Tanum zu begleiten.«

»Was zum Teufel? Wieso wir?«

Rickard sprang auf und fuhr sich durchs Haar, das ihm daraufhin zu Berge stand. Er wirkte immer noch verkatert und erschöpft. Seine Augen waren rot unterlaufen, und auf der Stirn hatte er Schweißperlen, obwohl es kühl im Raum war.

Alle Augenpaare richteten sich auf ihn. Louise setzte sich bedächtig auf. Sie hatte auf dem Sofa gelegen und sich ausgeruht.

»Was geht hier vor?«, fragte sie verschlafen.

Dann schien ihr plötzlich alles wieder einzufallen, denn sie schnappte nach Luft. Patrik schluckte. Er konnte Henning und Elisabeth nicht ansehen, aber er spürte ihre Blicke.

»Wir haben einen Haftbeschluss, Rickard. Und Sie, Tilde, würden wir gerne zur eingehenden Befragung mitnehmen.«

Nur das Knistern des Kaminfeuers und die Stimmen draußen auf dem Hof waren zu hören. Dann sagte Henning schließlich mit unterdrückter Wut in der Stimme:

»Was soll denn das? Es muss sich um einen Irrtum handeln.«

Patrik biss die Zähne zusammen. Er war selten gezwungen, solche Dinge im Beisein von Familienangehörigen zu tun, und für einige von ihnen würde die Situation durch Rickards Verhaftung noch unerträglicher werden, aber seine Aufgabe war es, die Wahrheit zu finden, und im Moment sprachen die Beweise gegen Rickard. Das waren die Fakten. Brutale Fakten.

»Wir haben einen Beschluss von der Staatsanwaltschaft vorliegen. Sie müssen mitkommen, Rickard. Sie, Tilde, können wir zwar nicht zwingen, uns zu begleiten, aber da es in unser aller Interesse liegt, dass die wirklichen Zusammenhänge ans Licht kommen, wäre es gut, wenn Sie sich möglichst kooperativ zeigen würden.«

Elisabeth war aschfahl. Sie tastete nach Hennings Hand.

»Geht mit«, sagte sie eindringlich. »Damit der Fehler aufgeklärt wird.«

»Ich rufe unseren Anwalt an«, sagte Henning.

Er ließ Elisabeths Hand los und ging zum Arbeitszimmer.

»Mama, das sind beschränkte Dorfpolizisten. Es wird sich alles aufklären.«

Rickard zuckte mit den Schultern, aber in seinen Augen sah Patrik doch einen Hauch von Angst.

»Ich fahre mit. Rickard muss das nicht allein durchstehen.«

Tilde nahm ihre Handtasche und ging in den Flur.

»In ein paar Stunden bin ich wieder da«, sagte Rickard.

Er folgte Tilde und zog Schuhe und Jacke an. Dann öffnete er die Arme.

»Und? Geht’s jetzt los?«

Patrik und Martin wechselten einen Blick. Hochmut kam ihnen meistens zugute.

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