Endlich fit by Jürgen Seibold

Endlich fit by Jürgen Seibold

Autor:Jürgen Seibold
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Silberburg
veröffentlicht: 2015-04-23T16:00:00+00:00


Montag, 1. März

Am nächsten Morgen stöberte Schneider im Soko-Raum in Unterlagen, als plötzlich Sören Waasmann vor ihm stand.

»Ja?«, fragte er den Kollegen.

»Meine Mutter hat mich gerade angerufen«, sagte Waasmann, und er klang nicht besonders erfreut darüber. »Mein Bruder Ralph ist wohl wieder halbwegs auf dem Damm. Sie haben ihn ja gestern kennengelernt, wie ich gehört habe.«

»Kennengelernt ist zu viel gesagt: Er war betrunken und war nicht wach zu bekommen.«

»Sag ich ja: Sie haben ihn kennengelernt, mehr muss man über Ralph nicht wissen«, brummte Sören Waasmann und wandte sich wieder ab.

Von seinem Schreibtisch aus rief er schließlich herüber: »Meine Mutter sagte noch, dass sie und Leonie zusammen mit meinem Bruder in der Wohnung warten, damit Sie ihn alles fragen können, was Sie wissen möchten.«

Das war nun zwar nicht die Art, wie Schneider sich ein Gespräch mit Untergebenen vorstellte, aber hier musste er wohl mal fünfe gerade sein lassen.

»Der Vater ist einkaufen.«

Das, fand Schneider, war doch mal eine gute Nachricht. Er stand auf und schnappte sich seine Jacke.

»Wollen Sie mitkommen?«

Sören Waasmann blieb sitzen, versteifte sich allerdings ganz kurz ein wenig und tat so, als habe er nichts gehört.

Schneider gab ihm insgeheim recht und tat seinerseits so, als habe er nichts gesagt.

In der Dilleniusstraße kam Jutta Kerzlinger gerade mit einer Brezel um die Ecke, als Schneider aus dem Wagen stieg.

»Hier ist nichts Besonderes passiert. Vor einer halben Stunde ist ein älterer Mann raus, der humpelte – Ihrer Beschreibung nach dürfte das der Vater gewesen sein.«

»Ja«, sagte Schneider. »Und oben warten seine Mutter und seine Freundin mit ihm – er scheint seinen Rausch einigermaßen ausgeschlafen zu haben. Kommen Sie mit hoch? Ich hätte einige Fragen an ihn, und wir sollten auch Fingerabdrücke und Genproben nehmen.«

Er hielt das Gerät hoch, das er sich für die Fingerabdrücke hatte mitgeben lassen.

Oben öffnete ihnen Leonie Reusch die Tür, im Wohnzimmer saß die Mutter stocksteif auf dem Sofa, neben ihr der völlig verkaterte Ralph Waasmann.

Er stierte die beiden Beamten aus verquollenen Augen etwas genervt an, schilderte dann aber nach und nach, wo er den Mittwoch und den Donnerstag, seinen Angaben nach, wirklich verbracht hatte – er war weder bei seiner Mutter noch bei seiner Freundin gewesen. Er hatte den Tag totgeschlagen, sich betrunken, ungesundes Zeug gegessen und war immer mal wieder irgendwo für eine Weile eingeschlafen, um danach alles von vorne zu beginnen. Mit der Zeit war Ralph, der anfangs kaum die Lippen bewegt hatte, auch besser zu verstehen.

»Sie erzählen uns, dass Sie an beiden Tagen praktisch ununterbrochen irgendwo gegessen oder getrunken haben. Ist hier in Backnang denn rund um die Uhr etwas los?«

Waasmann zuckte mit den Schultern. »Das geht schon. Morgens am Bahnhof oben oder an einer Dönerbude unten in der Stadt, später in der Fetthalle …«

»Welche Fetthalle?«

Waasmann sah ihn an, als könne er nicht begreifen, dass jemand das nicht wissen konnte.

»Das ist ein Grillimbiss in der Nähe der Bleichwiese«, warf Jutta Kerzlinger ein.

Waasmann nickte müde. »Genau. Und dann machen nach und nach die Kneipen auf, und für die Nacht und die frühen Morgenstunden kenne ich meine Clubs.«

Das glaubte ihm Schneider aufs Wort.



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