Eiskalt erwischt by Dan Simmons

Eiskalt erwischt by Dan Simmons

Autor:Dan Simmons [Simmons, Dan]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-01-02T05:00:00+00:00


KAPITEL 24

Die Alabama Beagle Boys – damals waren sie zu fünft gewesen, jetzt lebten nur noch vier von ihnen – verdankten ihren Namen einem unvorteilhaften Foto, das Mitte der 90er über die Nachrichtenagenturen die Runde machte. Damals hatte ein Justizbeamter in Alabama, trunken vor Begeisterung über die zahlreichen Presseberichte, die ihm sein Eintreten für die Wiedereinführung des Arbeitsdienstes beschert hatten, quer gestreifte Gefängniskleidung für alle Häftlinge durchgesetzt. Der Fotograf der Zeitung von Dotham in Alabama war zu einer der Arbeitsbrigaden rausgefahren, die am Highway 84 nicht weit entfernt vom Boll-Weevil-Monument schufteten, und hatte aus der Gruppe fünf scheinbar zufällig ausgesuchte Männer verewigt.

Die Auswahl war aber nicht zufällig gewesen. Der Vorarbeiter machte sich in Wahrheit einen Spaß daraus, fünf etwas unterbelichtete Brüder gezielt für die Fotosession abzustellen. Die fünf übergewichtigen jungen Männer hatten alle jeweils drei Jahre für einen total vermurksten Überfall auf einen Wal-Mart in Dotham aufgebrummt bekommen. Dabei eröffneten 35 rechtmäßig bewaffnete Supermarktkunden – die meisten von ihnen Rentner – und der 74-jährige »Wal-Mart-Empfangsmann«, der eine .357 Magnum bei sich trug, das Feuer auf die Jungs, was vier von ihnen mit Schussverletzungen ins Krankenhaus brachte. Im Anschluss waren sie im Staatsgefängnis gelandet.

Damals waren die fünf noch als Beugel-Brüder bekannt – Warren, Darren, Douglas, Andrew und Oliver –, aber ein Druckfehler im Dotham Journal, der von den Nachrichtenagenturen ungeprüft übernommen wurde, und der lächerliche Eindruck, den die fünf in ihren gestreiften Arbeitsanzügen hinterließen, bescherte ihnen auf ewig den Spitznamen Alabama Beagle Boys. Beagle Boys, so hießen auch die Panzerknacker aus den Donald-Duck-Comics im Original.

Sechs Monate nach dem schicksalsträchtigen Fototermin entkamen vier von ihnen bei einem Fluchtversuch – nur der Jüngste, Oliver, war zurück durch den Stacheldraht gekrochen, um sein Schoßtierchen, einen Flusskrebs, zu retten, und von den Wachen mit insgesamt 22 Schüssen durchsiebt worden. Das Erste, was die Beagle Boys taten, nachdem sie der »größten Menschenjagd in der Geschichte des südlichen Alabama« entkommen waren, wie die Zeitungen titelten? Sie statteten der Farm des Gefängnisdirektors einen Besuch ab, töteten den Mann, brannten sein Haus nieder, vergewaltigten seine Frau, bis sie im Koma lag, und nagelten den Hund der Familie ans Scheunentor (auch wenn die früheren Knastkumpane hartnäckig behaupten, dass in Wirklichkeit der Hund vergewaltigt und die Frau an der oder an die Stalltür genagelt wurde).

Warren, Darren, Douglas und Andrew machten sich dann auf nach Kanada, aber der Umstand, dass sie Pässe brauchten, um die Grenze zu überqueren, bereitete ihrer Reise ein jähes Ende. So strandeten sie in Buffalo, wo sie Laienbrüder und Soldaten in der Weißen Arischen Armee Unseres Liebenden Gottes wurden, die ihr Hauptquartier in West Seneca hatte.

In dieser Nacht befanden sie sich in einem Lagerhaus in der Nähe des Universitätscampus auf Einkaufstour.

»Wir wollen Vollautomatische mit diesem Laserscheiß«, forderte Warren, der Älteste.

»Alles klar«, sagte Malcolm Kibunte und komplimentierte die bulligen Hinterwäldler in den hinteren Teil der Blockbohlenhütte. »Dann kriegt ihr auch Vollautomatische mit diesem Laserscheiß.«

Die Jungs waren sorgfältig und wiederholt gefilzt worden, bevor man sie mit verbundenen Augen zu dem Lager gefahren hatte, wo Doo-Rag und ein Dutzend seiner Männer ein aufmerksames Auge auf sie warfen und sie mit unverhohlener Verachtung musterten.



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