Eifelheiler by Rudolf Jagusch

Eifelheiler by Rudolf Jagusch

Autor:Rudolf Jagusch [Jagusch, Rudolf]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
ISBN: 9783863581053
Herausgeber: Emons Verlag
veröffentlicht: 2012-06-17T22:00:00+00:00


VIERZEHN

»Das ist also Puppeöjelchenzupp? Den Begriff kannte ich gar nicht. Graupen hab ich aber auch ewig nicht mehr gegessen«, sagte Welscher und löffelte einen Schluck. »Früher habe ich mich davor geekelt.«

Sigrid schmunzelte. »Das fasse ich jetzt als Kompliment auf. Möchtest du noch einen Nachschlag? Ist genug da, ich friere sogar noch was ein.«

»Gerne«, rief Fischbach und schob seinen Teller näher zu Sigrid. »Ist ja Diät.«

»Diät? Was ist denn mit dir los?«, fragte Welscher erstaunt.

»Muss mal ein wenig den Gürtel enger schnallen«, brummte Fischbach.

Sigrid schöpfte eine Kelle nach, die zweite wehrte Fischbach ab.

»Von mir aus musst du nicht abnehmen«, sagte Sigrid und hielt auffordernd die gefüllte Kelle in die Luft.

Fischbach zögerte. Die Suppe war ausgezeichnet. Appetit hätte er noch, Hunger nicht mehr. Tapfer entschied er sich dagegen und schüttelte den Kopf.

Sigrid füllte stattdessen Welschers Teller.

»Was war das denn vorhin mit Feuersänger?«, griff Fischbach das Thema auf, das ihm seit dem Ausbruch der beiden in seinem Kopf rumorte. »Warum lässt du dich so von ihm provozieren? Du weißt doch, wie der ist. Ein klasse Tatorttechniker mit dem Hang zur Selbstinszenierung.«

Sigrid blickte ihren Mann fragend an.

Welscher legte den Löffel zur Seite und erzählte Sigrid von dem Vorfall. »Hin und wieder geht der mir mit seinem Getue einfach auf den Sack«, fasste er anschließend zusammen.

Schnüffel, das Zwerghausschwein der Fischbachs, steckte die Steckdosennase zur Tür herein und grunzte. Sigrid stand auf und stellte dem Tier einen Fressnapf Suppe hin. »So kenne ich dich gar nicht«, sagte sie dann zu Welscher. »Wütend, meine ich. Und ›auf den Sack gehen‹ ist normalerweise auch nicht dein Vokabular.« Sie musterte ihn eindringlich.

Dass Welscher dem Blick auswich und verlegen auf seinem Stuhl herumrutschte, blieb Fischbach nicht verborgen.

Sigrid setzte sich und legte eine Hand auf Welschers Unterarm. »Du musst nicht darüber reden«, sagte sie mit einfühlsamer Stimme. »Nicht hier und jetzt und überhaupt nicht, wenn du nicht möchtest. Aber wenn doch, kannst du jederzeit zu mir kommen.«

Welschers Adamsapfel hüpfte wild, seine Augen wurden feucht.

Oh Gott, dachte Fischbach, der Kerl hat echt Probleme. Und du unsensibler Blödmann hast nichts davon gemerkt. Welscher saß da wie ein Häufchen Elend, die Schultern nach vorne geworfen, den Kopf gesenkt. In dieser Verfassung konnte er nicht mit ihm nach Kyllburg fahren. Dort brauchte er den alten Welscher, den genialen Kombinierer mit schusssicherer Hand, wenn diese auch aller Wahrscheinlichkeit nach nicht benötigt werden würde. Er zögerte kurz, gab sich dann einen Ruck. Was hatte er schon zu verlieren? »Komm mal mit«, wies er Welscher an und stand auf. »Ich muss dir etwas zeigen.«

Beim Rausgehen hielt Sigrid Fischbach kurz am Unterarm fest und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. »Einen besseren Zeitpunkt hättest du nicht wählen können«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Ich liebe dich.« Mit einem warmen Lächeln im Gesicht schob sie ihn zur Tür hinaus.

Schnüffel folgte ihnen neugierig über den kleinen Hof in die Werkstatt. Fischbach schaltete das Licht ein. Die Neonleuchte an der Decke flackerte einige Male, startete dann durch und erhellte den Raum in einem warmen Weißton. Verstohlen schob er eine Vlado-Kumpan-CD unter den Schaltplan der Harley, der ausgebreitet auf der Werkbank lag.



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