Ehrenmord in Amerika by David McConnell

Ehrenmord in Amerika by David McConnell

Autor:David McConnell
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783867878883
Herausgeber: Bruno Gmünder GmbH


IV. Los Angeles und die Wahrheit

Ich hatte Darrell eine alte Aufnahme von ihm geschickt. Er konnte sich noch gut an die Umstände erinnern. Billy Houston, wie er sich damals nannte, hatte sich halb ausgezogen. Hinter ihm wurde das goldene Licht von ein paar struppigen Bäumen gefiltert. Zu dritt standen sie im Griffith Park in Los Angeles, er, der Fotograf und ein Mann, der einen runden, biegsamen Diffusor in die Höhe hielt. Die Fotos sollte in einer kleinen schwulen Zeitschrift namens In Touch erscheinen. Aber irgendwann wurden die Bilder dann auch für die Hülle von Billys erstem Pornofilm verwendet, bei dem Richard Lawrence Regie führte. (Der richtige Richard Lawrence, von dem es ein paar wirklich witzige Pornofilme gibt. Später hat sich den Namen dann ein anderer Regisseur unter den Nagel gerissen, der zwar produktiver war, dessen Filme aber nicht wirklich unterhaltsam sind.) Das war 1991. Darrell war gerade einundzwanzig geworden.

Als er sich noch Billy nannte, hatte Darrell nur ein einziges Tattoo: den Namen Jamie, in Schreibschrift, auf seiner linken Schulter. (Darrell: 'Den hielt ich damals für die Liebe meines Lebens. Ein sehr junger Tänzer, den ich in einem Café in West Hollywood kennengelernt hatte. Das war jemand, der nun wirklich offen schwul war, dauernd wollte er Händchen halten, und ich hab ihn dann immer wegschubsen müssen.') Auf den Aufnahmen trägt Darrell eine Unterhose von Calvin Klein und eine blaue Jeansjacke, die Ärmel zweimal umgekrempelt. Die Daumen stecken im Bund der Unterhose, den er ein paar Zentimeter nach unten geschoben hat. Zwei Passanten – wahrscheinlich ein schwules Pärchen, meint Darrell – stehen etwas weiter unten auf dem Rasen und schauen ihm breit grinsend zu. Billy lächelt und blickt in die Ferne. Im Unterschied zu vielen anderen Pornodarstellern hat er ein bezauberndes Lächeln.

Sein hellbrauner, seidiger Haarschopf fällt ihm über Stirn und Ohren. Die offene Jeansjacke gibt den Blick auf seine vollkommen unbehaarte Brust frei. Seine Augen, mit ihrem süßen Silberblick, stehen etwas zu dicht zusammen, um wirklich schön zu sein. Immer wenn er sein zuckersüßes Lächeln zeigt, kneift er die Augen zusammen, sodass seine Augenwinkel etwas herabhängen. Er sieht aus wie der junge Jan-Michael Vincent, ein liebenswerter Dussel. Aber im Unterschied zum Star der frühen Disneyfilme hat Billy etwas Verwegenes, Verbotenes.

* * *

Sie sind nicht leicht zu finden, aber ein paar von Darrells Pornos habe ich dann doch auftreiben können. Ich schaute sie mir an, und was ich sah, beunruhigte mich. Er wirkt sehr jung, und wie sonst nie klingt seine Stimme hier fast 'schwul'. Seine Schauspielkünste sind etwas besser als der Durchschnitt, der Sex ist es nicht. In einem frühen Film, The Devil and Danny Webster, ist er zwar mit von der Partie, macht aber nicht besonders viel. Er spielt Danny, einen unbeliebten, angeblich unattraktiven Stubenhocker mit Brille, der durch einen Pakt mit dem Teufel zum begehrtesten Typen von West Hollywood wird. In der ersten Szene läuft Danny an genau dem Einkaufszentrum vorbei, vor dem Darrell damals als Stricher nach Kundschaft Ausschau hielt. In der großen 'Verwandlungsszene', in der das Mauerblümchen zum



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