Eddie aus Lu (German Edition) by Johnny70

Eddie aus Lu (German Edition) by Johnny70

Autor:Johnny70 [Johnny70]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Liebe
veröffentlicht: 2014-07-18T22:00:00+00:00


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Susann rief am Computer das Schreibprogramm auf und holte noch einen Stapel Briefpapier aus einer der Schubladen: Jetzt müsste sie noch die Einladungen ausdrucken und kuvertieren, wie es die dicke Erna von ihr verlangt hatte. Vor einer Stunde waren die letzten Kollegen gegangen, seitdem war sie allein in dem riesigen Büro. Durch die lange Fensterfront schien immer noch die Abendsonne herein, und es entstanden hier und da tiefe Schatten auf dem Fußboden.

War da was?

Susann hielt abrupt inne und lauschte, aber man hörte nur, wie der Ventilator surrte. Sonst war da nichts, oder doch? Für einen Moment hatte sie den Eindruck, sie wäre auf einem alten Seeräuberschiff und würde das Großraumbüro durch ein schäumendes Meer lenken. Sie trug ein hellgrünes Band in ihrem Haar und hielt das Steuer fest mit beiden Händen, das Holz der Planken knarrte, die Wogen klatschten gegen den Rumpf, und Salzwasser spritzte in die Höhe.

Auf einem der anderen Schreibtische fing ein Telefon an zu klingeln, und das Geräusch kam ihr überlaut vor. Wenn das Büro tagsüber mit Menschen gefüllt war, nahm man so was doch gar nicht wahr. Seltsam. Sie schenkte sich noch ein Glas von dem lauwarmen Mineralwasser ein und trank gierig davon: Endlich, der Anrufer hatte aufgegeben.

Der Drucker spuckte nun die Einladungen aus, und sie fing an, die Seiten in Umschläge zu stecken.

Die dicke Erna hatte sie doch ausgenutzt und war von Anfang an unehrlich zu ihr gewesen. In der Kantine hatte sie heute gehört, dass die Chefin schon im Februar geplant hatte, sie zu feuern, wenn ihre Probezeit zu Ende ging: Sie war nur ein Lückenfüller gewesen und wurde nun ersetzt durch diesen Herrn Wunderbar.

Aus und vorbei: Sie lachte kurz, es klang schrill. Seltsam, war das ihr Lachen gewesen? Wahrscheinlich hatte sie einfach zu viel gearbeitet und brauchte jetzt ein bisschen Ruhe...

Tja... Ihr Blick blieb in der Ferne an der kahlen Wand hängen: Wie sollte sie nur die vielen Prospekte wegschaffen? Sie müsste das heute Abend noch anpacken, sonst gäbe es morgen noch Überstunden, an ihrem letzten Tag. Und sie brauchte 'n leeren Karton, und zwar 'n richtig großen.

Aber wo könnte sie jetzt noch so 'n Ding auftreiben?

Eine der Metalltüren ging auf, und die Putzkolonne strömte ins Großraumbüro: Sieben oder acht Personen mit Besen, Müllsäcken und Wägelchen; sie verteilten sich und fingen an, die Schreibtische sauber zu machen. Eine zierliche Frau mit Kopftuch saugte den Teppichboden und warf ihr einen misstrauischen Blick zu.

Was sollte das denn heißen?

Aber wahrscheinlich wunderten sich die Leute auch, dass sie um diese Zeit immer noch hier war und malochte. Susann beobachtete die andere Frau unauffällig, aber sie hatte sie bestimmt noch nie zuvor gesehen. Sie trank einen langen Schluck Mineralwasser und nahm den nächsten Schub Einladungen aus dem ratternden Drucker.

Vielleicht hatten ja die Leute von der Putzkolonne so nen Karton für sie?

Ein alter Mann mit blauer Schirmmütze hinkte von einem zum nächsten Schreibtisch und zog dabei ein Wägelchen hinter sich her. Seinen Kittel hatte er bis ganz oben hin zugeknöpft, und die grauen Hosen waren ihm offenbar zu groß, denn sie hingen ganz schlabbrig an seinen Beinen.



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